Attentäter war vorbestraft IS bekennt sich zu Londoner Anschlag

London · Der Attentäter von London war für die Polizei kein Unbekannter. Hinter dem Anschlag scheint die Terrormiliz IS zu stecken. Die Opfer kommen aus mindestens elf Ländern, auch aus Deutschland.

 Die britische Fahne weht vor dem Parlament in London auf halbmast.

Die britische Fahne weht vor dem Parlament in London auf halbmast.

Foto: Dominic Lipinski/PA Wire

Den Terroranschlag von London hat ein vorbestrafter 52-jähriger mit dem Namen Khalid Masood verübt. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich am Donnerstag zu der Tat.

Die Zahl der Todesopfer nach dem Anschlag ist auf fünf gestiegen. Ein 75 Jahre alter Mann sei an den Folgen seiner schweren Verletzungen gestorben, berichtete Sky News am Donnerstagabend unter Berufung auf die Polizei.

Der in Großbritannien geborene Täter sei der Polizei bereits wegen Gewaltdelikten und unerlaubtem Waffenbesitz aufgefallen, teilte Scotland Yard mit. Er habe verschiedene Namen genutzt. Nach Angaben von Premierministerin Theresa May stand er vor einigen Jahren im Verdacht, ein gewalttätiger Extremist zu sein. Sie nannte ihn aber eine "Randfigur".

Einer ihrer "Soldaten" habe die Operation ausgeführt, erklärte das IS-Sprachrohr Amak im Internet. Der Angreifer sei Aufrufen gefolgt, Bewohner von Staaten der "internationalen Koalition" anzugreifen. Damit ist die Anti-IS-Koalition unter Führung der USA gemeint, der unter anderem Großbritannien, Frankreich und Deutschland angehören.

Nur einen Tag nach dem Terrorakt ist möglicherweise in der belgischen Stadt Antwerpen ein Anschlag verhindert worden. Nach Angaben eines Polizeisprechers raste ein Mann mit seinem Fahrzeug durch die City. Menschen mussten zur Seite springen. Die Polizei nahm den Mann fest.

Bei Razzien in London, Birmingham und anderen Orten wurden acht Menschen festgenommen. In welcher Beziehung die Personen zum Attentäter von London stehen, teilte Scotland Yard nicht mit. Das Auto, mit dem er mordete, war in Birmingham gemietet worden.

"Dieser Anschlag passt genau in das Muster der Anschläge, die wir gesehen haben von Nizza und Berlin. Das ist genau die Art von Anschlag, die der IS promoted und anstiften will", sagte der Terrorismusforscher Peter Neumann der Deutschen Presse-Agentur.

Neumann leitet das internationale Zentrum zur Erforschung von Radikalisierung (ICSR) am King's College in London und berät auch die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) in Sachen Deradikalisierung von Islamisten. Bei den Anschlägen in Nizza und Berlin hatten die Täter Lastwagen in Menschenmengen gesteuert.

Der Attentäter von London war auf einer Brücke mit seinem Auto gezielt in Fußgänger gerast. Ein US-Amerikaner, der mit seiner Frau die Silberhochzeit in London feierte, und eine zweifache britische Mutter starben. Der Täter erstach danach einen Polizisten, der unbewaffnet gewesen sein soll. Die Polizei erschoss den Angreifer.

Fast 30 Menschen aus mindestens elf Ländern lagen am Donnerstag noch im Krankenhaus, darunter ist auch eine Frau aus Deutschland. Die anderen Patienten stammten unter anderem aus Großbritannien, Frankreich, Rumänien, Südkorea, Polen und Griechenland.

Der Chef des Bundesamtes für Verfassungsschutz, Hans-Georg Maaßen, warnte vor einer Radikalisierungsoffensive des IS im Internet. Der IS verlagere "sich mehr und mehr in ein virtuelles Kalifat". Allein in Deutschland habe die Salafisten-Szene schon knapp 10.000 Anhänger.

Der russische Präsident Wladimir Putin forderte eine engere Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus.

Die Tat löste international Bestürzung und Anteilnahme aus. Die Queen sprach den Opfern ihr Mitgefühl aus. Das britische Parlament und Scotland Yard gedachten ebenso wie Abgeordnete in Deutschland der Opfer.

Der Terroranschlag verzögert nicht die Brexit-Zeitpläne der britischen Regierung. Premierministerin Theresa May wird wie geplant am kommenden Mittwoch (29. März) den Austritt ihres Landes aus der Europäischen Union beantragen. Das bestätigte ein Regierungssprecher am Donnerstag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur.

Das schottische Parlament hatte wegen des Blutbads am Mittwoch die Abstimmung über ein neues Unabhängigkeitsreferendum hingegen verschoben. Nun soll am nächsten Dienstag abgestimmt werden.

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