Wahlen Parteitag der US-Demokraten beginnt

Philadelphia · Jetzt sind die Demokraten und Hillary Clinton an der Reihe. Auf ihrem Parteitag wollen sie zeigen, dass sie geschlossen in die heiße Wahlkampfphase gehen - anders als die Republikaner. Aber ganz reibungslos wird es vielleicht auch bei den Demokraten nicht abgehen.

 Hillary Clinton wird erst am Donnerstag sprechen - nach ihren Ehemann Bill sowie Bernie Sanders, Michelle und Barack Obama.

Hillary Clinton wird erst am Donnerstag sprechen - nach ihren Ehemann Bill sowie Bernie Sanders, Michelle und Barack Obama.

Foto:  Rhona Wise

Nach dem turbulenten Parteitag der Republikaner wollen die US-Demokraten diese Woche Hillary Clinton offiziell in das Wahlduell gegen Donald Trump schicken. Ihre steht im Mittelpunkt der "Convention" der Partei in Philadelphia, die am Montag beginnt.

Kurz zuvor hatte Clinton den moderaten Ex-Gouverneur von Virginia, Tim Kaine, als ihren "Vize" vorgestellt. Clinton wäre die erste Präsidentschaftskandidatin einer großen Partei in der US-Geschichte.

Die Demokraten hoffen auf einen harmonischen Verlauf ihres Parteitages, nachdem sich Clintons liberaler Rivale Bernie Sanders kürzlich nach einem teils erbitterten Vorwahlkampf hinter die Ex-Außenministerin gestellt hatte. Allerdings kam es am Vorabend des Parteitags zu neuen Missstimmungen.

Die Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlichte gehackte E-Mails, aus denen hervorgeht, wie stark der Parteivorstand offenbar von Anfang die Kandidatur Clintons bevorzugte. Sanders und seine Anhänger hatten im Vorwahlkampf wiederholt beklagt, dass die Vorwahl-Prozedur zugunsten von Kandidaten des Establishments manipuliert sei.

Auch dass sich Clinton mit Kaine für einen konventionellen Vize-Kandidaten entschied, hatte bei Sanders-Anhängern Enttäuschung ausgelöst. Der 58-jährige ist ein politischer Vollprofi. Er war Bürgermeister, Vizegouverneur und Gouverneur von Virginia, bevor er 2013 in den Senat einzog. Clinton zog damit klar Erfahrung und Verlässlichkeit einem frischem Gesicht vor.

Das machte sie auch beim ersten gemeinsamen Auftritt mit Kaine als Gespann am Samstag in Miami (Florida) deutlich: Sie würdigte Kaine als versierten geradlinigen Politiker, der in der Lage sei, notfalls vom ersten Tag an das Spitzenamt zu übernehmen. Die Präsidentenwahl ist am 8. November.

Kaine nannte Clinton eine unermüdliche Kämpferin, die niemals aufgebe, und "den totalen Gegensatz" von Donald Trump. Anders als er sei sie erfahren, habe das richtige Temperament und Respekt vor anderen Menschen.

Insgesamt war bei dem Auftritt augenfällig, dass sich Clinton und Kaine anscheinend gut verstehen. Die oft einstudiert wirkende Ex-Außenministerin wirkte gelöst, wiederholt kam es zu herzlichen Gesten zwischen Beiden. Trumps erster offizieller Auftritt mit seinem "Vize" Mike Pence hatte dagegen eher distanziert gewirkt.

Dennoch wurde am Sonntag nicht ausgeschlossen, dass einige Sanders-Anhänger auf dem Parteitag ihrem Unmut Luft machen - wenn auch wohl kaum in dem Ausmaß der Unruhen, die es beim Konvent der Republikaner gegeben hatte. Dort war wiederholt klar geworden, dass Trump immer noch von Teilen seiner Partei abgelehnt wird.

Möglicherweise, um den Ton vorzugeben, wird Sanders gleich am Montag sprechen, dem ersten Tag des Demokraten-Treffens. Auch First Lady Michelle Obama steht zum Auftakt auf der Rednerliste. Am Dienstag wird sich Ex-Präsident Bill Clinton, Hillarys Ehemann, an die mehr als 4700 Delegierten und gut 50 000 Gäste im Wells-Fargo-Zentrum wenden, am Mittwoch Präsident Barack Obama. Den Höhepunkt bildet Hillary Clintons Rede am Donnerstag.

Die Hauptreden finden stets nach 18 Uhr abends Ortszeit statt, also nach Mitternacht mitteleuropäischer Sommerzeit am jeweils nächsten Tag.

Wie der Republikaner-Parteitag wird auch dieser von massiven Sicherheitsvorkehrungen begleitet. Zehntausende Menschen wollen am Rande der Veranstaltung demonstrieren, so gegen Polizeigewalt und Handelspakte.

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