Keine Einigung in Sicht Papst sucht Annäherung an Peking

Taipeh · In einem strittigen Vorhaben will der Papst die jahrzehntealte Kluft zwischen Staats- und Untergrundkirche in China verringern. Er beharrt aber darauf, Bischöfe selbst zu ernennen. Was macht Peking jetzt?

In den Verhandlungen über eine Annäherung in dem angespannten Verhältnis zwischen dem Papst und der kommunistischen Führung in Peking ist keine Einigung in Sicht. Nach der Rückkehr von der ersten Audienz für taiwanesische Bischöfe seit zehn Jahren in Rom berichtete der Erzbischof von Taipeh, Hung Shan-chuan, der Deutschen Presse-Agentur, dass Papst Franziskus doch darauf beharre, die Bischöfe in China selbst auszuwählen. „Der Vatikan wird seine Position entschieden verteidigen, dass die Bischöfe vom Papst ernannt werden.“ Auch fordere der Heilige Stuhl mehr religiöse Freiheit.

Trotz des Stillstands bleibe der Papst aber offen für Gespräche mit Peking, berichtet der Erzbischof von dem Treffen am 14. Mai in Rom, an dem sieben taiwanesische Bischöfe teilgenommen hatten. Der Vatikan gehört zu den weniger als 20 Staaten, die diplomatische Beziehungen zu Taiwan unterhalten. Obwohl die Inselrepublik als unabhängige Demokratie existiert, wird sie von der Führung in Peking nur als Teil Chinas betrachtet und in der Welt diplomatisch isoliert.

Ein mögliches Entgegenkommen des Papstes in dem jahrzehntealten Streit mit Peking über die Führung der katholischen Kirche in China war auf heftige Kritik auch innerhalb der Kirche gestoßen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wer die Bischöfe ernennen darf. Die Staatskirche erkennt den Papst nicht als Autorität an, während ihm die Untergrundkirche die Treue hält. Mehr als die Hälfte der mehr als zehn Millionen Katholiken in China entzieht sich der Kontrolle des Staates und steht loyal zum Papst, wofür viele auch verfolgt werden.

Peking soll Mitsprache zulassen

Nach unbestätigten Berichten plante der Papst als ersten Schritt, möglicherweise sieben Bischöfe der Staatskirche anzuerkennen. Im Gegenzug soll Peking ihm angeblich eine gewisse Mitsprache bei der künftigen Auswahl von Bischöfen einräumen. Der Erzbischof von Taipeh berichtete aber, seit März steckten die Verhandlungen in einer Sackgasse. Der Papst habe ihm versichert, dass die Bischofsernennung weiter in der Zuständigkeit des Heiligen Stuhls bleibe. „Sie wissen, dass Peking wahrscheinlich nicht zustimmen wird.“

Nach ihrer Machtübernahme 1949 hatten die Kommunisten die Beziehungen zum Vatikan abgebrochen und 1951 die „Katholische Patriotische Vereinigung“ als Kirche unter staatlicher Kontrolle gegründet. Priester und Ordensschwestern, die der Staatskirche nicht beitreten wollten, wurden inhaftiert, geschlagen und manche umgebracht. Wer weiter dem Papst die Treue hielt, musste in den Untergrund flüchten.

In dem Gespräch schilderte der Erzbischof dem Papst auch, dass die 23 Millionen Taiwanesen in Sorge seien, dass der Vatikan im Falle einer Vereinbarung mit Peking die diplomatischen Beziehungen zu Taiwan abbrechen werde. In Taiwan gibt es 300 000 Katholiken. „Ich sagte dem Papst, dass sich die Taiwanesen wie ein internationales Waisenkind fühlen, und er kennt eindeutig die Lage Taiwans“, sagte Bischof Hung.

„Der Papst versicherte, dass er uns niemals aufgeben wird.“ Ein guter Hirte lasse seine Schafe nicht im Stich, sagte Hung. Der Papst habe in dem Gespräch beteuert, dass sie sich keine Sorgen machen müssten.

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