Geert Wilders verzichtet Pakistan feiert Absage von Mohammed-Karikaturenwettbewerb

Islamabad · Geert Wilders steht unter strengem Polizeischutz. Der niederländische Politiker ist im Visier von Islamisten. Mit einem Karikaturenprojekt beschwört er eine Krise im Verhältnis zu Pakistan herauf. Doch jetzt zieht er die Notbremse - und in dem asiatischen Land wird gefeiert.

 Demonstranten protestieren gegen den inzwischen abgesagten Karikaturen-Wettbewerb des niederländischen Abgeordneten Wilders in Karachi.

Demonstranten protestieren gegen den inzwischen abgesagten Karikaturen-Wettbewerb des niederländischen Abgeordneten Wilders in Karachi.

Foto: Fareed Khan/AP

Der Verzicht des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders auf eine Ausstellung von Mohammed-Karikaturen hat zur Beilegung der politischen Krise in Pakistan und im pakistanisch-niederländischen Verhältnis geführt.

Regierung und Islamisten in Islamabad feierten die Absage seines Projektes jeweils als Sieg. Pakistanische Kleriker riefen den Freitag zum Tag der Feier mit besonderen Predigten aus.

Wilders (54), der für die rechte Partij voor de Vrijheid (PVV) im Parlament sitzt, wollte im Parlamentsgebäude einen Wettbewerb von Mohammed-Karikaturen organisieren. Die niederländische Regierung distanzierte sich davon. Ministerpräsident Mark Rutte sagte: "Tatsache ist, dass ich so einen Wettbewerb nicht machen würde. Aber er kann das tun."

In Pakistan löste das Projekt jedoch heftige Proteste aus. Islamisten forderten den Abbruch der Beziehungen zu den Niederlanden; in den Niederlanden selbst wurde ein 26 Jahre alter Pakistaner unter dem Verdacht inhaftiert, einen Anschlag auf Wilders zu planen.

Am Donnerstagabend sagte Wilders sein Vorhaben schließlich ab. "Die Sicherheit der Menschen geht vor", erklärte er. Nach der Ankündigung des Wettbewerbs seien die Drohungen "ins Kraut geschossen". Es drohe Gefahr von "extremen Muslimen, die nicht nur mich, sondern die gesamten Niederlande als Zielscheibe betrachten und mehr von Tod und Terror halten als vom Leben".

Wilders' Absage löste in Pakistan Jubel aus. Informationsminister Fawad Chaudhry sprach auf Twitter von einem "großen Sieg" für die pakistanische Regierung und die Menschen. "Lang lebe die Liebe für den Propheten", twitterte er. Auch die radikalislamische Partei Tehreek-e Labbaik Pakistan (TLP), die den Protest gegen Wilders angefeuert hatte, beanspruchte die Absage des Wettbewerbs für sich. "Das ist unser Sieg. Das ist ein großer Tag für die ganze islamische Welt", sagte der TLP-Vizechef Pir Afzal Qadri.

Die Islamistenpartei hatte wegen der geplanten Wilders-Aktion am Mittwoch Tausende Demonstranten in der ostpakistanischen Stadt Lahore versammelt und zu einem Marsch auf die Hauptstadt Islamabad aufgerufen. Sie forderten den Abbruch der Beziehungen zu den Niederlanden und drohten, die Hauptstadt zu blockieren.

Die Armee brachte 700 Soldaten rund um die ohnehin hoch gesicherte diplomatische Enklave der Hauptstadt in Stellung, um die Diplomaten zu schützen. Das niederländische Außenministerium sagte eine Reise von Wirtschaftsvertretern nach Pakistan ab und forderte Niederländer auf, bei Pakistanreisen sehr wachsam zu sein.

Die Demonstranten waren aus Lahore in Bussen, Autos und Motorrädern nach Islamabad aufgebrochen. Sie waren schon kurz vor der Hauptstadt, als die Absage bekannt wurde. "Wir haben die Ungläubigen davon abgehalten, respektlos gegen unseren Propheten zu sein", sagte TLP-Vizechef Pir Afzal Qadri vor jubelnden Anhängern. Diese riefen "Gott ist groß", als die Absage bekannt wurde.

Kurz davor hatte der neue pakistanische Ministerpräsident Imran Khan eine Videobotschaft veröffentlicht. Darin beklagte er, dass Europa gegenüber Gefühlen von Muslimen unsensibel sei.

Im vergangenen Jahr hatten TLP-Anhänger unter Führung des radikalislamischen Predigers Khadim Rizvi bereits den Justizminister mit Demonstrationen gegen ein angeblich gotteslästerliches Gesetz zum Rücktritt gezwungen. Über Wochen blockierten sie eine Zufahrt nach Islamabad.

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