Korruptionsskandal in Brasilien Baukonzern zu Milliardenstrafe verurteilt

New York · Der brasilianische Großkonzern Odebrecht ist von einem US-Gericht wegen Bestechung von Regierungsfunktionären zu rund 2,6 Milliarden Dollar Strafe verurteilt worden. Unter anderem beim Bau der Stadien für die Fußball-WM 2014 habe es schwere Unregelmäßigkeiten gegeben.

Mit 2,4 Milliarden Dollar geht der Großteil der im Rahmen eines Vergleichs mit den Justizbehörden mehrerer Länder festgelegten Strafe nach Brasilien. 116 Millionen Dollar fließen an die Schweizer und 93 Millionen an die US-Behörden. Odebrecht und seine Petrochemie-Tochter Braskem hatten bereits im Dezember ein Schuldbekenntnis in dem international koordinierten Verfahren abgegeben.

Zunächst war eine höhere Strafe angesetzt worden, Odebrecht hatte sich jedoch mit dem Argument gewehrt, nicht mehr als den nun beschlossenen Betrag stemmen zu können. Der Konzern soll Beamte in zwölf Ländern - vor allem in Lateinamerika - mit insgesamt rund 780 Millionen Dollar geschmiert haben, um Regierungsaufträge zu erhalten. Zum Teil sollen die Mittel über US-Banken geflossen sein.

Der Oberste Gerichtshof Brasiliens hatte erst vergangene Woche grünes Licht für Ermittlungen wegen Korruptionsverdachts gegen neun Minister des konservativen Präsidenten Michel Temer gegeben. Zudem wurde die Immunität von mehreren Dutzend Abgeordneten und Senatsmitgliedern sowie drei Gouverneuren aufgehoben, um deren mutmaßliche Verstrickung in das Korruptionsnetz von Odebrecht zu untersuchen.

Korruption beim Bau von WM-Stadien

Die Baufinanzierung der Hälfte der WM-Stadien in Brasilien wurde von der Justiz wegen mutmaßlicher Korruption untersucht. Bei mindestens sechs der zwölf Arenen der Fußball-Weltmeisterschaft 2014 sollen nach Aussagen verhafteter Bau-Manager Bestechungsgelder an die Auftraggeber geflossen sein, wie das Nachrichtenportal G1 berichtete.

Beim Bau des Maracaná-Stadions in Río de Janeiro, in dem Deutschland im WM-Finale den Titel gegen Argentinien 1:0 gewonnen hatte, stiegen die in der Ausschreibung festgelegten Kosten von 700 Millionen Reais auf 1,1, Milliarden (330 Millionen Euro) an. Nach Angaben ehemaliger Odebrecht-Manager war der damalige Gouverneur Sérgio Cabral in Gesprächen um Bestechungsgelder verwickelt. Die Justiz ermittelte in diesem Fall gegen Cabral, der bereits im November 2016 wegen anderer Korruptionsfälle verhaftet worden war.

Bei der Vergabe des Baus der Arena Corinthians sei der Gouverneur des Bundessstaates São Paulo, Geraldo Alckmin, in Bestechung verwickelt gewesen, erklärte der zu 19 Jahre Haft verurteilte ehemalige Chef des Baukonzerns Marcelo Odebrecht. Der Oberste Gerichtshof hatte für die Aufnahme von Ermittlungen gegen den Gouverneur grünes Licht gegeben.

Wie das Nachrichtenportal G1 weiter berichtete, habe es auch beim Bau der WM-Stadien in Brasília, Recife, Manaus und Fortaleza schwere Unregelmäßigkeiten gegeben. Unter anderem hätten die an den Ausschreibungen teilnehmenden Unternehmen Absprachen über die Angebote getroffen, um den Auftrag zu gewinnen.

Odebrecht, der größte Baukonzern Lateinamerikas, hat im Zuge der Ermittlungen im sogenannten Fall „Lava Jato“ zugegeben, seit 2001 in zwölf Ländern Bestechungen von mehr als 785 Millionen Dollar (derzeit etwa 738 Millionen Euro) bezahlt zu haben. (dpa)

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