Nuklearwaffen Nordkorea provoziert mit erneutem Atomtest

Peking · Nordkorea schert sich nicht um die internationalen Warnungen und führt wieder Atomversuche durch. Das Ziel: Atomraketen, die mehrere tausend Kilometer überwinden.

 epa05531255 South Koreans watch a television news broadcast at the station in Seoul, South Korea, 09 September 2016. A magnitude-5.3 earthquake was detected in northeastern North Korea on 09 September, the South Korean military and the US Geological Survey (USGS)said, raising speculation that the North conducted another nuclear test on the occasion of its founding anniversary. North Korea is believed to have conducted its fifth nuclear test when a 5.3 magnitude was detected after what is believed to have been an underground explosion at North Korea's Punggye-ri Nuclear Test Site. EPA/JEON HEON-KYUN +++(c) dpa - Bildfunk+++

epa05531255 South Koreans watch a television news broadcast at the station in Seoul, South Korea, 09 September 2016. A magnitude-5.3 earthquake was detected in northeastern North Korea on 09 September, the South Korean military and the US Geological Survey (USGS)said, raising speculation that the North conducted another nuclear test on the occasion of its founding anniversary. North Korea is believed to have conducted its fifth nuclear test when a 5.3 magnitude was detected after what is believed to have been an underground explosion at North Korea's Punggye-ri Nuclear Test Site. EPA/JEON HEON-KYUN +++(c) dpa - Bildfunk+++

Foto: dpa

Die Menschen in Yanbian sind es inzwischen gewohnt, dass die Erde wackelt. Die Gegend an der Grenze Chinas zur koreanischen Halbinsel ist zwar keine Erdbebenregion. Doch schon die Detonationen der vier bisher von Nordkorea vorgenommen unterirdischen Atomtests waren auf der chinesischen Seite zu spüren. Die Wucht, die die Menschen von Yanbian am Freitagmorgen allerdings erlebten, hat alles Bisherige übertroffen. Gegen 9.30 Uhr Ortszeit haben US-amerikanische Seismologen unweit des nordkoreanischen Testgeländes Pyunggye-Ri eine Erschütterung der Stärke 5,3 registriert.

Drei Stunden später kommt aus Nordkorea die offizielle Bestätigung: Ein „neu entwickelter Atomsprengkopf“ sei erfolgreich getestet worden, berichtet das Staatsfernsehen. Der Test erbringe den Beweis, dass Nordkorea in der Lage ist, „einen verkleinerten Atomsprengkopf auf eine Trägerrakete zu montieren“, zitiert der Nachrichtensprecher Nordkoreas amtliche Staatsagentur KCNA.

Wie schwer die Detonation war – darüber gehen die Einschätzungen auseinander. Chinesische Medien berichten, die Detonation habe oberirdisch stattgefunden. Deswegen bebte die Erde sehr viel stärker als bei den bisherigen vier Atombombentests, die allesamt unterirdisch abgehalten wurden. Die Explosion sei aber nicht viel stärker gewesen als beim Test im Februar 2013, beteuern die chinesischen Experten. Damals registrierten sie eine Detonationsstärke zwischen sechs und acht Tonnen. Erhöhte Radioaktivität haben sie bislang aber nicht gemessen.

Das südkoreanische Verteidigungsministerium geht bei dem nun erfolgten Test von einer Sprengkraft von rund zehn Kilotonnen aus und spricht vom bislang „stärksten Atomwaffentest Nordkoreas“. Jeffrey Lewis vom Middlebury Institut Internationaler Studien in Kalifornien schätzt die Sprengkraft gar auf 20 bis 30 Kilotonnen. Das wäre stärker als die Bombe, die die USA im Zweiten Weltkrieg über Hiroshima abwarfen und die mehr als 100 000 Menschen das Leben kostete.

Südkorea, Japan und die USA verurteilten den Atomtest auch dieses Mal aufs Schärfste. Doch auch Nordkoreas einstige Verbündete, Russland und China, zeigten sich verärgert. Peking hat eigenen Angaben zufolge eine Protestnote bei der nordkoreanischen Botschaft eingereicht. Der Test sei unter Missachtung internationaler Einwände vorgenommen worden.

So sehr die chinesische Führung Nordkorea noch immer als Bruderstaat sieht und verhindern möchte, dass die USA auf der koreanischen Halbinsel an Einfluss gewinnen – auch Pekings Verhältnis zur nordkoreanischen Führung ist angespannt. Zu Wochenbeginn feuerte Nordkorea drei Mittelstreckenraketen ab, die zwar ins Meer stürzten, aber eine Reichweite von über 1000 Kilometer schafften.

China hielt zur gleichen Zeit den G20-Gipfel ab. Wu Riqiang, Nordkorea-Experte an der Pekinger Renmin Universität ist sich sicher: „Es handelte sich um eine Provokation, die sich eindeutig auch gegen China wendet.“ Experten gehen davon aus, dass Nordkorea bald der technisch schwierige Schritt gelingen wird, Mittelstreckenraketen atomar zu bestücken und abzufeuern. „Es wird nicht mehr lange dauern, bis die nordkoreanischen Ingenieure diese Hürde überwinden”, befürchtet Narushige Michishita, Nordkorea-Experte am National Graduate Institute for Policy Studies in Tokio. Vermutlich sei es eher eine Frage von Monaten als von Jahren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Zum Thema
Aus dem Ressort