Parlamentswahl in den Niederlanden Niederländer wählen aus Angst vor Cyberangriffen mit rotem Stift

Den Haag · Aus Sorge vor Cyberangriffen wird bei der niederländischen Parlamentswahl im März auf Stimmautomaten verzichtet. Stattdessen machen die Bürger mit einem roten Stift ihr Kreuzchen; die Stimmen werden von Hand ausgezählt.

Klassische Stimmabgabe: In den Niederlanden wählen die Bürger ohne Stimmautomaten.

Klassische Stimmabgabe: In den Niederlanden wählen die Bürger ohne Stimmautomaten.

Foto: picture alliance / Julian Strate

Die Sorge vor möglichen Wahlmanipulationen durch Cyberangriffe zeigt Wirkung. So werden bei der niederländischen Parlamentswahl am 15. März die Stimmen von Hand ausgezählt. Dadurch sollen Hackerangriffe fremder Staaten verhindert werden, wie Innenminister Ronald Plasterk kürzlich in Den Haag mitteilte. Die sonst bei Wahlen eingesetzte Software war nach Medienberichten extrem anfällig für Manipulationen von außen.

Über der Abstimmung und Auszählung dürfe nicht der Schatten eines Zweifels schweben, betonte der Minister in einem Brief an das Parlament. Der Wahl- und Zählprozess wird nach der Entscheidung des Ministers nun von Hand erfolgen. Die Niederländer stimmen mit einem roten Stift ab, danach werden die Stimmen in den Wahllokalen von Hand ausgezählt. Die Ergebnisse werden dann von einer Person zu den regionalen Wahlbüros gebracht. Erst in den zentralen Büros des Wahlrates sollen Computer eingesetzt werden.

Der Minister hatte bereits nach der US-Wahl davor gewarnt, dass andere Staaten auch die Wahl in den Niederlanden manipulieren könnten. Die frühere US-Regierung hatte Russland beschuldigt, die Computer der Demokraten gehackt zu haben, um Donald Trump zum Wahlsieg zu verhelfen.

Auch in Deutschland haben die Behörden mit Blick auf die Bundestagswahl im September mögliche Cyberangriffe im Blick. „Informationen, die bei Cyberattacken abfließen, könnten im Wahlkampf auftauchen, um deutsche Politiker zu diskreditieren“, warnte Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen. Oftmals richtet sich der Blick der Sicherheitsbehörden dabei in Richtung Russland. Dortige Hacker stehen im Verdacht, für die Attacke vom Frühjahr 2015 auf das interne Datennetz des Bundestags sowie einen vereitelten Angriff auf das E-Mail-System der CDU im vergangenen Mai verantwortlich zu sein. Zudem baue Russland seine Mittel für Desinformationskampagnen systematisch aus. (ga)

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