Migration Neue Flüchtlingsunglück im Mittelmeer: mindestens 20 Tote

Rom · Auf der Flüchtlingsroute zwischen Libyen und Italien ist wieder ein Boot gesunken - für mindestens 20 Menschen kam jede Hilfe zu spät. Von einer Hilfsorganisation kamen unbestätigte Hinweise, nach denen es zunächst nach einer noch viel größeren Katastrophe aussah.

 In letzter Sekunde springen Flüchtlinge vor der libyschen Küste von einem sinkenden Boot.

In letzter Sekunde springen Flüchtlinge vor der libyschen Küste von einem sinkenden Boot.

Foto:  Italienische Marine

Vor der libyschen Küste hat sich erneut eine Flüchtlingstragödie mit mindestens 20 Toten ereignet. 88 Migranten seien lebend aus dem Meer gerettet worden, 77 von einem spanischen Schiff und elf von der italienischen Küstenwache, sagte Rino Gentile, ein Sprecher der EU-Mission EUNAVFOR MED.

"Wir haben die Körper von etwa 20 Leichen im Wasser entdeckt, aber sie sind noch nicht geborgen worden", erklärte er. Aus welchen Ländern die Flüchtlinge stammen, war zunächst unklar.

Flugzeuge von EUNAVFOR MED hatten die Verunglückten zuvor im Meer entdeckt. Nachdem ihr Holzboot 30 Seemeilen vor Libyen gesunken war, klammerten sich viele noch an das Wrack. Aus der Luft seien den verzweifelten Menschen im Wasser Schwimmwesten zugeworfen worden, hieß es.

Zuvor hatte es Hinweise auf ein noch größeres Drama gegeben. Die Hilfsorganisation "Sea Watch" schrieb auf ihrer Facebook-Seite: "Am heutigen Tage findet womöglich die schlimmste Tragödie im Mittelmeer statt, die je erlebt wurde". "Die Rede ist von Tausenden Toten", hieß es auch in einem Tweet der Organisation. Später entfernte "Sea Watch" die Zahl aus dem Facebook-Beitrag. Es sei mit Sicherheit eine schlimme Tragödie, über die Zahl der Opfer könne man aber vorerst nichts Genaues sagen, räumte eine Sprecherin ein.

"Watch The Med" berichtete von einem von zwei Holzbooten abgesetzten Notruf. Laut der Freiwilligenorganisation sollen insgesamt 1000 Menschen an Bord der Boote gewesen sein. Eines sei später gesunken, hieß es. Die Organisation "Sea Watch", die mit einem Schlauchboot in der Region war, berichtete zudem von einem Unglück, bei dem drei Boote gesunken seien, es gebe viele Tote. "Davon wissen wir nichts, und wir wissen auch nicht, wo diese Migranten gesichtet worden sein sollen", sagte Gentile.

Die italienische Küstenwache erklärte, sie habe seit Donnerstagmorgen mehr als 20 Rettungseinsätze koordiniert, bei denen insgesamt etwa 4000 Menschen in Sicherheit gebracht worden seien. Bereits am Mittwoch war ein völlig überfülltes Boot vor der libyschen Küste gekentert. Die Insassen hatten zuvor zwei Schiffe entdeckt und sich alle auf eine Seite verlagert. Rettungskräfte versuchten daraufhin auch unter Einsatz von Hubschraubern, die Migranten aus dem Wasser zu holen. Für fünf von ihnen kam jede Hilfe zu spät. 562 Menschen konnten gerettet werden.

Mit dem Beginn der warmen Jahreszeit wagen wieder mehr Flüchtlinge die Überfahrt aus Nordafrika. Das Mittelmeer gilt allerdings als die gefährlichste Flüchtlingsroute der Welt: Seit Anfang des Jahres sind Schätzungen der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge mindestens 1350 Menschen ertrunken.

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