Afghanischer Asylbewerber Messerstecher von Amsterdam kam Polizisten zuvor

Amsterdam · Er wollte rächen, was er als Beleidigungen des Islam sah. Der afghanische Asylbewerber reiste deshalb von Deutschland in die Niederlande. Mit einem Messer.

 Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angreifer einen Terroranschlag verüben wollte.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Angreifer einen Terroranschlag verüben wollte.

Foto: Alex Furtula/AP

Ein 19 Jahre alter Afghane ist mit einem Messerangriff auf zwei US-Touristen im Hauptbahnhof vom Amsterdam seiner möglichen Festnahme durch Polizisten nur um wenige Sekunden zuvorgekommen.

Dies sagte der Polizeichef von Amsterdam, Pieter Jaap Aalbersberg am Montagabend in einer Talkshow des niederländischen Fernsehens. Der Mann sei am Freitag der Polizei im Hauptbahnhof aufgefallen, weil er eine Dreiviertelstunde "ziellos" im Bahnhof herumgelaufen sei. "Er verhielt sich nicht so wie Leute, die ihren Weg suchen."

In dem Moment, in dem uniformierte Polizisten den Afghanen ansprechen wollten, habe dieser ein Messer gezogen und damit zwei US-Bürger schwer verletzt, sagte Aalbersberg. Wenige Sekunden später sei er von den Polizisten gestellt und mit Schüssen in die Hüfte fluchtunfähig gemacht worden. Aalbersberg zeigte sich überzeugt, dass das rasche Eingreifen der Polizei weitere Opfer verhindert habe: "Ich bin sehr stolz auf die Kollegen. Sie haben viele Menschen gerettet."

Der Afghane, ein in Rheinland-Pfalz lebender Asylbewerber namens Jawed S., sei mit dem Zug in die Niederlande gekommen. sagte Aalbersberg. Demnach trug der Täter zwei Messer bei sich. "Das waren richtig große Messer", sagte er.

Nach Mitteilung der Staatsanwaltschaft vom Montagabend hatte der Mann ausgesagt, er sei in die Niederlande gekommen, weil dort der Prophet Mohammed, der Koran, der Islam und Allah beleidigt würden. Er nannte insbesondere den Rechtspopulisten Geert Wilders, bezog sich dabei aber nicht auf dessen am Vorabend des Anschlags abgesagten Wettbewerb für Mohammed-Karikaturen.

Wilders reagierte auf die Mitteilung der Staatsanwaltschaft im Kurznachrichtendienst Twitter: "Die Muslimterroristen hassen unsere Art zu leben und unsere Freiheiten. Sie beantworten Islamkritik mit Gewalt. Beinahe wöchentlich gibt es in Europa diese schrecklichen Messerangriffe auf unschuldige Menschen."

Eine Vereinigung zum Schutz der Rechte Strafgefangener kritisierte den Talkshow-Auftritt des Polizeichefs: "Er hätte überhaupt nicht an dieser Sendung teilnehmen dürfen."

Der Täter war in Rheinland-Pfalz strafrechtlich bisher nicht aufgefallen, wie das Innen- und das Integrationsministerium in Mainz mitteilten. Der Afghane sei im September 2015 nach Deutschland eingereist und in den Kreis Mainz-Bingen gekommen. Weil er 16 Jahre alt war, wurde eine Vormundschaft für ihn gerichtlich angeordnet. Gegen seinen abgelehnten Asylantrag habe er 2017 geklagt, das Verfahren vor dem Verwaltungsgericht Trier laufe noch. Ein Ende seines Aufenthalts sei damit bisher ausgeschlossen. Einer Mitarbeiterin des Kreises Mainz-Bingen sei im Februar aufgefallen, dass sich der Mann einen Bart wachsen ließ, sagte ein Kreissprecher dem SWR. Dies habe sie der Ausländerbehörde weitergegeben.

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