Kommentar zum Asylsystem in Europa Last gerecht verteilen

Meinung | Brüssel · Solange sich Europa nicht auf ein neues Asylsystem einigt, muss jedes Land seine Verpflichtungen wahrnehmen. Auch Griechenland.

 Ein Mädchen steht in Idomeni im Flüchtlingslager an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien im Gleisbett.

Ein Mädchen steht in Idomeni im Flüchtlingslager an der Grenze zwischen Griechenland und Mazedonien im Gleisbett.

Foto: dpa

Die Vorstellung ist für alle Beteiligten erschreckend: Kommt Idomeni wieder? Muss Europa erneut mit einer humanitären Katastrophe leben, wenn Österreich wie angekündigt seine Grenzen schließt, einen Dominoeffekt bei seinen Nachbarn auslöst und Griechenland am Ende wieder auf den Zuwanderern sitzenbleibt? Dabei ist Athen nicht das Opfer der Situation, sondern der Verursacher. Jahrelang hat Griechenland seine Verantwortung für die Überwachung der europäischen Außengrenze nicht wahrgenommen.

Der Aktionsplan der EU enthielt massive Angebote zur Unterstützung – für neue Flüchtlingsunterkünfte, vor allem aber für die Grenzbehörden. In wenigen Wochen sollen 1500 neue Beamte der EU-Grenzschutzagentur Frontex den Hellenen helfen. Es ist keine Frage: Solange sich Europa nicht auf ein neues Asylsystem einigt, muss jedes Land seine Verpflichtungen wahrnehmen. Auch Griechenland. Einfach durchwinken und darauf setzen, dass ohnehin niemand Zuwanderer wieder zurückschickt – das wird und darf nicht mehr funktionieren.

Denn Athen lädt seine Last auf andere ab, indem es Fakten schafft. Der Bundesinnenminister hat recht: Deutschland hat viel getan. Aber man muss die EU-Partner auch zur Übernahme ihrer Verantwortung drängen. Die EU weiß, dass der Herbst heiß werden könnte. Denn ohne einen effizienten Schutz der Außengrenzen wird es im Inneren keine Reisefreiheit und kein Schengen-System mehr geben. Zumal der Gemeinschaft nach wie vor eine einheitliche Linie bei der Verteilung der anerkannten Asylanten fehlt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort