Kommentar Kritik an Benedikts Rücktritt - Warum Woelki irrt

Der Stellvertreter Christi ist ein Mensch mit all seinen Stärken und Schwächen - und mit seiner Endlichkeit. Das hat Papst Johannes Paul II. eindrucksvoll demonstriert, als er aus gesundheitlicher Schwäche, aus körperlichem Gebrechen Stärke bezog, bis er schließlich nicht mehr laufen und sprechen konnte und starb.

Papst Benedikt XVI. hat einen anderen Weg gewählt. Er zieht aus seinem endlichen Menschsein den Schluss, das Papstamt von einem bestimmten Punkt an nicht mehr ausfüllen zu können. Er verneint eine unauflösbare Einheit von Person und göttlichem Auftrag zu einem Zeitpunkt, als diese Einheit noch besteht. Wenn der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki darin eine "Entzauberung" des Papstamtes erkennen will, dann irrt er gleich mehrfach.

Er irrt, weil seine nach katholischen Maßstäben geradezu ungeheuerliche Kritik an der freien Entscheidung des amtierenden (!) Papstes selbst wie der Versuch einer Entzauberung und Entmystifizierung daherkommt. Und er irrt, weil Benedikt das Amt durch seinen Rücktritt nicht beschädigt, sondern ihm im Gegenteil neuen Glanz verleiht: Der Mensch, der es ausfüllt, soll dem Amt tatsächlich gewachsen sein.

Endlich, am Ende seines Pontifikats, rührt und berührt Benedikt die Menschen. Er zeigt Größe und Demut zugleich. Er schafft einen Präzedenzfall, der seinen Nachfolgern die Freiheit gibt, sich zu entscheiden: es bei drohendem Siechtum Karol Woytila gleichzutun oder zurückzutreten, damit ein körperlich und geistig starker Papst eine immer ohnmächtiger wirkende Weltkirche führen kann.

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