Konrad-Adenauer-Preis für Bürgermeister von Kiew Klitschko: Wir greifen keinen an

KÖLN · Vitali Klitschko, der Bürgermeister von Kiew, erhält den Konrad-Adenauer-Preis der Stadt Köln. Im Gespräch mit dem GA sagt er, dass er esnoch für möglich hält, dass sowohl die Krim als auch die abtrünnigen Gebiete im Osten des Landes wieder in den ukrainischen Staat eingegliedert werden können.

 Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew und ehemaliger Box-Weltmeister, im Gespräch mit Journalisten.

Vitali Klitschko, Bürgermeister von Kiew und ehemaliger Box-Weltmeister, im Gespräch mit Journalisten.

Foto: GÜNTHER MEISENBERG

"Ich bin fest davon überzeugt, dass die Frage der Einheit des Landes eine politische ist", sagte Klitschko dem General-Anzeiger am Donnerstag. Wenn die Einkommen und der Lebensstandard stiegen, wäre das "die beste Antwort", meinte Klitschko.

Die Menschen seien derzeit zwar dem riesigen Einfluss Russlands ausgesetzt, "doch sie schauen auf unseren Erfolg". Er räumte ein, dass die ukrainische Demokratie Defizite habe. "Wir müssen noch viel machen, auf jeden Fall. Aber wir sind auf dem Weg", sagte Klitschko.

Das Voranbringen von Reformen ist aus seiner Sicht "unsere wichtigste Front im Innern des Landes". Der ehemalige Boxweltmeister wurde am Abend im Kölner Rathaus mit dem Konrad-Adenauer-Preis der Stadt Köln ausgezeichnet - und zwar für sein Engagement für Frieden und Demokratie in der Ukraine, wie die Stadt mitteilte. Vor dem Rathaus protestierten rund 30 Menschen gegen die Preisverleihung.

Klitschko hält die Gefahr für groß, dass die derzeit noch von der ukrainischen Armee gehaltene Schwarzmeer-Hafenstadt Mariupol demnächst angegriffen werde. Es seien allerdings nicht Separatisten, die dort und in der Ostukraine kämpften, sondern "die russische Armee. Ohne finanzielle Unterstützung, ohne Waffenlieferungen und ohne Propaganda hätte dieser Konflikt niemals stattfinden können."

Um den Vormarsch des Gegners zu stoppen, sei die Ukraine dabei, ihre Armee neu aufzubauen. Weil die Armee-Einrichtungen "uralt" seien und man sich "nicht nur mit Patriotismus verteidigen" könne, bat Klitschko um Hilfe aus dem Westen.

"Wir greifen keinen an, aber wir brauchen Verteidigungswaffen", meinte er. Er fügte hinzu: "Wir kämpfen für unsere Einheit, für unsere Unabhängigkeit, das gibt uns Ansporn."

Von den Europäern erwarte die Ukraine, dass die Sanktionen gegen Russland bestehen blieben. Wie mehrfach zuvor kritisierte Klitschko auch gestern, dass die Sanktionen so spät gekommen seien.

Zuversichtlich zeigte er sich im Blick auf einen Sinneswandel im Nachbarland: Langsam beginne man in der russischen Gesellschaft zu verstehen, dass bei der eigenen Propaganda gegenüber der Ukraine "etwas nicht stimmt". Die Hoffnung auf Frieden habe er jedenfalls nicht aufgegeben.

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