2000 Kilometer Reichweite Iran zeigt mit neuer Mittelstreckenrakete Muskeln

Teheran · Vor der Weltöffentlichkeit droht US-Präsident Donald Trump dem Iran offen wegen seiner Militärpolitik. Doch die Islamische Republik zeigt sich davon gänzlich unbeeindruckt und feuert eine neue mächtige Rakete ab. Das Muskelspiel soll auch die Nachbarn beeindrucken.

 Die neueste Rakete Irans hat angeblich eine Reichweite von etwa 2000 Kilometern.

Die neueste Rakete Irans hat angeblich eine Reichweite von etwa 2000 Kilometern.

Foto: Ebrahim Noroozi

Die Nachrichtenagentur Tasnim veröffentlichte am Samstag auch ein Video von dem Test, der erfolgreich verlaufen sein soll. Aus Israel kam scharfe Kritik, auch Bundesaußenminister Sigmar Gabriel äußerte sich skeptisch.

Als "Provokation" und "Herausforderung der USA und ihrer Verbündeten" bezeichnete Israels Verteidigungsminister Avigdor Lieberman den Raketentest. "Dies ist auch ein weiterer Beweis dafür, dass der Iran eine Weltmacht werden will, die nicht nur die Staaten in Nahost, sondern alle Länder der freien Welt bedroht." Iranische Mittelstreckenraketen können mit ihrer Reichweite jeden Ort in Israel treffen.

US-Präsident Donald Trump hatte in der Generaldebatte der Vereinten Nationen den Iran als "wirtschaftlich ausgelaugten Schurkenstaat" bezeichnet, der Gewalt exportiere, und mit dem Ende des 2015 geschlossenen Atomabkommens mit der Islamischen Republik gedroht. Man könne dieses mörderische Regime nicht so weitermachen lassen, erklärte er mit Blick auf die Kriege in Syrien und im Irak, in die sowohl der Iran als auch die USA involviert sind.

Der iranische Führer Ajatollah Ali Chamenei hatte Trumps Rede als "billig, hässlich, dumm und unwahr" zurückgewiesen. Präsident Hassan Ruhani hatte am Freitag bei einer Militärparade in Teheran erklärt, dass der Iran trotz der Kritik aus den USA sein Raketenprogramm fortsetzen wolle. "Wir sind für Frieden in der Region und der Welt, aber für die Verteidigung unserer Sicherheit brauchen wir keine Erlaubnis" von den USA, sagte er.

Alle Beteiligten des Atomabkommens - auch die USA - bescheinigen dem Iran bisher, das Abkommen einzuhalten, mit dem Teheran auf die Entwicklung von Kernwaffen verzichtet. Trump wertet das Abkommen aber als das schlechteste, das die USA je geschlossen hätten. Mit der Begründung der iranischen Raketentests hat Washington einseitig Sanktionen gegen iranische Geschäftsleute und Institutionen verhängt, die nicht vom UN-Sicherheitsrat mitgetragen werden. Das Vorgehen der USA wird auch in Nordkorea aufmerksam beobachtet, das mit seinem Atomwaffenprogramm ebenfalls Washingtons Zorn erregt.

Außenminister Gabriel kritisierte den iranischen Raketentest, verteidigte aber zugleich das Atomabkommen mit Teheran. Der Test einer Mittelstreckenrakete sei, sollten entsprechende Berichte zutreffen, "keine kluge Aktion" gewesen, sagte Gabriel am Samstag in Wolfenbüttel. "Wir brauchen Entspannung und nicht gegenseitiges Aufhetzen", betonte er. Der Iran halte sich bislang strikt an die Verpflichtungen aus dem Vertrag. Der Raketentest verstoße allerdings gegen eine andere Resolution des UN-Sicherheitsrats.

Teheran betont, dass sein Militär- und Raketenprogramm lediglich der Verteidigung diene und keine anderen Länder bedrohe. Außerdem seien die Raketen so konstruiert, dass sie keine Atomsprengköpfe tragen könnten. Sein Programm zur Entwicklung von Kernwaffen habe der Iran im Rahmen des internationalen Atomabkommens eingestellt; das betreffe das Raketenprogramm nicht.

Regierungssprecher Mohamed-Bagher Nobacht erklärte, der Teststart der Choramschahr sei für die Verteidigung des Landes unbedingt nötig. "Unsere Sicherheit können wir nicht aus dem Ausland holen, die müssen wir uns selbst schaffen", sagte Nobacht laut der Nachrichtenagentur Irna. Ruhani hatte am Freitag auch an die irakische Militärinvasion 1980 unter Saddam Hussein erinnert. "Damals hat die ganze Welt in dem achtjährigen Krieg (1980-88) gegen uns den Aggressor unterstützt und keiner den Iran", sagte er. Teheran habe aus diese bitteren Erfahrungen gelernt und werde daher selbst dafür sorgen, dass sowas nie wieder passiere.

Am Freitag hatte Teheran die Choramschahr bei einer Militärparade der Öffentlichkeit vorgeführt. Dabei wurde hervorgehoben, dass die Rakete kleiner und eher als "taktische Waffe" einzusetzen sei als andere ballistische Raketen. Im Gegensatz zu Lenkraketen fliegen ballistische Raketen nach dem Start ungelenkt auf einer ballistischen Flugbahn wie ein geworfener Gegenstand.

Mit der Choramschar verfüge die iranischen Revolutionsgarden (IRGC) laut der IRGC-nahen Nachrichtenagentur Tasnim nun über sieben Raketen, mit denen sie "im Notfall" Israel treffen könnten. Dafür würde von bestimmten Gegenden des Irans schon eine Reichweite von 1100 Kilometern ausreichen. Mit der Choramschar sei der Iran in der Lage, Israel aus allen Landesteilen zu treffen, "falls das zionistische Regime seinerseits einen Angriff wagen würde".

Nach Angaben der US-Geheimdienste verfügt der Iran über drei weitere Raketen mit einer Reichweite von bis zu 2000 Kilometern: die Schahab 3, die Sedschil und die Emad-1. Dabei soll die Emad-1 die erste Rakete dieser Reichweite sein, die keiner ballistischen Flugbahn folgt, sondern den ganzen Flug über gelenkt werden kann. All diese Raketen können von mobilen Rampen aus abgefeuert werden. Teherans sunnitischer Erbfeind Saudi-Arabien verfügt mit der CSS-2 über eine Rakete chinesischer Bauart mit einer Reichweite von 3000 Kilometern.

Weitere Infos

  • Nach Angaben der US-Geheimdienste verfügt der Iran über drei weitere Raketen mit einer Reichweite von bis zu 2000 Kilometern: die Schahab 3, die Sedschil und die Emad-1. Dabei soll die Emad-1 die erste Rakete dieser Reichweite sein, die keiner ballistischen Flugbahn folgt, sondern den ganzen Flug über gelenkt werden kann. All diese Raketen können von mobilen Rampen aus abgefeuert werden. Teherans sunnitischer Erbfeind Saudi-Arabien verfügt mit der CSS-2 über eine Rakete chinesischer Bauart mit einer Reichweite von 3000 Kilometern.
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort