Trump vor der Presse Integrität beschädigt

Washington · Was für ein hässlicher Kontrast. In Chicago verabschiedet sich Barack Obama mit einer Gemeinsinn stiftenden, weitsichtig die dicken Bretter der Demokratie bohrenden Rede nach acht mehr guten als schlechten Jahren stilvollendet und emotional vom amerikanischen Volk. In New York berserkert dagegen sein Nachfolger Donald Trump neun Tage vor Ablegen des Amtseids gegen die Medien und die eigenen Geheimdienste.

Wieder einmal. Die von ihm bisher auffällig oft in Schutz genommenen Russen sollen kompromittierendes Material über den umtriebigen Geschäftsmann gesammelt haben. Die mit Sex-Spielchen in einem Moskauer Hotel garnierten Geschichten, die Trump als eine seit fünf Jahren geschmeidig geformte Marionette Moskaus charakterisieren, hat dem New Yorker Milliardär kein zwielichtiges Revolverblatt angedichtet. Nein, die Spitzen der wichtigsten Geheimdienste Amerikas haben Trump hinter verschlossenen Türen gebrieft. Mit dem unmissverständlichen Zusatz: auf wasserdichten Wahrheits- oder Unwahrheitsgehalt auf die Schnelle nicht zu überprüfen.

Dass die Chefs von CIA, FBI & Co. diesen Schritt taten, lässt keinen anderen Schluss zu: Die Vorwürfe können – anders als Trump unsouverän vor Wut behauptet – kaum vollständig aus der Luft gegriffen sein. Warum sollte man den Obama-Nachfolger sonst damit behelligen? Die Vorwürfe müssen untersucht werden. Aus der Welt twittern kann man das nicht. Die Amerikaner müssen wissen, ob ihr neuer Commander-in-Chief erpressbar ist.

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