Südkoreas Präsidentin unter Druck Im Sumpf der Korruption

Peking · Hunderttausende Menschen gehen in Südkorea auf die Straße, um den Rücktritt der ihnen verhassten Staatspräsidentin Park Geun Hye zu fordern. Nun entschuldigte sie sich für ihre Verwicklung in einen „herzzerreißenden“ Skandal.

 Öffentliche Entschuldigung: Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye.

Öffentliche Entschuldigung: Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye.

Foto: dpa

Ihren Finanzminister hat sie bereits entlassen, ebenso ihren Minister für öffentliche Sicherheit. Auch den Ministerpräsidenten wechselte sie aus. Insgesamt acht ihrer engsten Minister und Stabsmitarbeiter hat Südkoreas Präsidentin Park Geun Hye in den vergangenen Wochen gefeuert. Beruhigen lassen sich die Massen auf den Straßen aber nicht. Auch am Wochenende gingen wieder Hunderttausende Menschen auf die Straße, um den Rücktritt der ihnen verhassten Staatspräsidentin zu fordern. In Südkoreas Hauptstadt Seoul zählten die Organisatoren über 200.000 Teilnehmer.

„Schmeißt die Park aus der Regierung raus“, riefen Demonstranten vor dem Regierungssitz in Seoul. „Verbrecherin“ die anderen. „Hochverrat durch geheime Regierung“, stand auf Banner geschrieben. Die geschassten Minister seien doch bloß Bauernopfer, empörte sich ein Oppositioneller im südkoreanischen Fernsehen.

Verhaftung von Choi

Anlass der Proteste: Vor knapp zwei Wochen wurde bekannt, dass Parks Vertraute, die in Südkorea äußerst umstrittene Choi Soon Sil, nicht nur ihre Vordenkerin ist. Choi steht auch im Verdacht, ihre Nähe zur Präsidentin dafür genutzt zu haben, umgerechnet mindestens 60 Millionen Euro von koreanischen Unternehmen zu erpressen. Das Geld sollten die Firmen den von ihr kontrollierten Stiftungen überweisen.

Offiziell hat die 60-jährige Choi gar kein Regierungsamt inne. Trotzdem hat sie alle wichtigen Reden der Präsidentin korrigiert, zum Teil sogar geschrieben. Auf diese Weise soll sie auch Zugang zu zum Teil streng geheimen Dokumenten des Präsidialamtes bekommen haben. Vergangenen Donnerstag wurde Choi wegen des Verdachts auf Bestechung und Machtmissbrauch verhaftet.

Choi und Park kennen sich bereits aus Jugendzeiten. Park ist die Tochter des langjährigen Präsidenten Park Chung-hee, der das Land nach einem Putsch des Militärs im Jahr 1961 diktatorisch regierte. Chois Vater wiederum war Führer einer Sekte mit zum Teil rechtsextremen Ansichten. Er soll bis zu seinem Tod 1994 angeblich auch Parks Mentor gewesen sein. Koreanische Medien berichten, seit Park Präsidentin ist, habe Choi sie systematisch manipuliert. Im Internet kursieren Bilder, auf denen die Präsidentin an Sektentreffen der Choi-Familie teilnimmt.

Schon vor dem Skandal unbeliebt

Hatte Park eine Mitschuld an dem Skandal zunächst bestritten, entschuldigte sie sich am Freitag bei einer Live-Übertragung im Fernsehen für den, so wörtlich, „herzzerreißenden“ Skandal. „Es war alles meine Schuld“, sagte sie mit Tränen in den Augen. Dass Choi ihre Reden korrigiert habe, gestand sie ebenfalls. Die Teilnahme an „schamanischen Ritualen“ bestritt Park aber. Sie wolle sich aber Ermittlungen gegen sie nicht entgegenstellen.

Auch bevor der Skandal öffentlich bekannt wurde, war die rechtskonservative Politikerin unbeliebt, die nicht nur im Umgang mit Nordkorea einen harten Kurs verfolgt, sondern auch gegenüber Gewerkschaften und Nichtregierungsorganisationen. Ihr Zustimmungswert sank bei einer am Freitag veröffentlichten landesweiten Umfrage auf nur noch knapp fünf Prozent. Das ist mit Abstand der niedrigste Wert, den je ein Präsident in Südkorea erhalten hat.

Einen Rücktritt, wie zum Teil sogar in den eigenen Reihen gefordert, lehnt sie bislang aber ab. Experten gehen davon aus, dass Park bis zum Ende ihrer Amtsperiode in 15 Monate bleiben will. Doch auch intern distanzieren sich immer mehr ihrer Parteifreunde von ihr. „Ohne Choi ist sie sozial vollends isoliert“, sagt ein Beobachter.

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