Konstruktiver Auftakt Guterres setzt bei Zypern-Konferenz auf Durchbruch

Genf/Nikosia · Die UN und ihr neuer Generalsekretär wissen genau, worum es beim Zypernproblem geht - um die Sicherheit. Sie suchen nach einer genialen Idee, um die Ängste der Griechen und Türken Zyperns zu dämpfen. Gelingt der Durchbruch?

 Der türkische Vertreter Zyperns, Mustafa Akinci (l), der griechische Vertreter, Nicos Anastasiades (r), und UN-Generalsekretär Antonio Guterres während der Zypern-Konferenz in Genf.

Der türkische Vertreter Zyperns, Mustafa Akinci (l), der griechische Vertreter, Nicos Anastasiades (r), und UN-Generalsekretär Antonio Guterres während der Zypern-Konferenz in Genf.

Foto: Martial Trezzini

Nach einem konstruktiven Auftakt der historischen Zypern-Konferenz zur Überwindung der mehr als 40-jährigen Teilung setzt UN-Generalsekretär António Guterres auf einen Durchbruch.

Knackpunkt seien die Sicherheitsbedürfnisse der beiden Bevölkerungsgruppen, der türkischen und der griechischen Zyprer, sagte Guterres in Genf nach Beginn der neuen Konferenz zur Zypernfrage. Danach ging es zum schwierigen Teil: Vermittler und die Konfliktparteien starteten einen Verhandlungsmarathon, der noch am späten Donnerstagabend andauerte.

Ein schnelles Ergebnis stellte Guterres nicht in Aussicht. "Man kann keine Wunder erwarten", sagte er. "Wir wollen keinen Schnellschuss, sondern eine solide Lösung." Letzten Endes werden die Bürger Zyperns, die beiden Volksgruppen getrennt über das Ergebnis der Verhandlungen abstimmen.

Die Gespräche fanden hinter verschlossenen Türen statt. Am Abend gab der griechische Außenminister Nikos Kotzias den Reportern vor Ort einen Einblick in die Verhandlungen: Die Außenminister der drei Garantiemächte der Republik Zypern werden seiner Einschätzung nach am 23. Januar erneut über die Sicherheit der Mittelmeerinsel beraten. Experten sollen noch etliche Tage wichtige Themen bearbeiten und darüber verhandeln. Dann sollen die Außenminister wieder zusammenkommen. Dazu und zum Verlauf der Gespräche werde es am späten Donnerstagabend eine Erklärung geben, teilte der Grieche weiter mit. Garantiemächte sind die Türkei, Griechenland und Großbritannien.

Die Lage ist spannend: Erstmals sitzen in Genf Vertreter der beiden Bevölkerungsgruppen, der türkischen und der griechischen Zyprer, mit den Außenministern der Garantiemächte Türkei, Griechenland und Großbritannien zusammen. Zypern ist seit einem griechischen Putsch und einer türkischen Invasion 1974 geteilt. Im türkischen Norden leben nach Schätzungen 300 000 Menschen, darunter 135 000 türkische Zyprer und viele Siedler aus Anatolien. Im griechischen Süden leben knapp 900 000 Menschen. Die ganze Inselrepublik ist Mitglied der EU seit 2004. Das EU-Recht gilt aber nicht im international nicht anerkannten Nordteil der Insel.

Angestrebt wird eine Föderation mit zwei gleichberechtigten Bundesstaaten. Die Verhandlungsführer der beiden Bevölkerungsgruppen, Nikos Anastasiades für den Süden und Mustafa Akinci für den Norden, verdienten wegen ihrer hervorragenden Vorarbeit Oscars, sagte Guterres in Anlehnung an die Auszeichnung für Filmschauspieler. Sie hatten in Vorgesprächen unter anderem über die Grenzziehung, Kompensation für Vertriebene und Landrückgabe Fortschritte gemacht.

Die Sicherheits- und Garantiefragen seien komplex, sagte Guterres. Die türkische Seite will weiter Truppen auf der Insel stationieren. Das lehnen die anderen Garantiemächte ab. Athen wollte nach Angaben aus Delegationskreisen ein neues Friedens- und Kooperationsabkommen zwischen Zypern, Griechenland und der Türkei vorschlagen, das die Truppenstationierung ausschließt.

"Ich hoffe auf einen Durchbruch", sagte Guterres. "Das verdienen die Menschen in Zypern, und das ist, was die Welt heute braucht. Wir haben so viele Desastersituationen in der Welt - wir brauchen ein Symbol der Hoffnung."

Griechische und türkisch-zyprische Analysten gingen am Donnerstagabend davon aus, dass die Konferenz zwar nicht zu einer Lösung führen werde. "Es könnte aber zu mehreren Konferenzen - kleineren und größeren - kommen, ehe wir das große Ziel (die Überwindung der Teilung) erreichen", sagte ein mit den Verhandlungen vertrauter Diplomat der Deutschen Presse-Agentur.

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