Glosse zu Sprachen in der EU Goodbye English - Bonjour Français

Meinung · Was wird aus der Rolle der Englischen Sprache für die EU, wenn sich Großbritannien aus der EU verabschiedet?

 Wenn sich die europamüden Briten verabschieden - was wird dann aus der Rolle ihrer Sprache für die EU?

Wenn sich die europamüden Briten verabschieden - was wird dann aus der Rolle ihrer Sprache für die EU?

Foto: Fotolia

Jetzt wird in Europa Deutsch gesprochen": Vor knapp fünf Jahren sorgte der CDU-Politiker Volker Kauder mit diesem schnoddrigen Satz für Empörung zwischen Porto und Tallinn. Nun wird das Problem auf unverhoffte Weise wieder aktuell: Denn wenn sich die europamüden Briten verabschieden - was wird dann aus der Rolle ihrer Sprache für die EU?

"Arbeitssprachen" des Staatenverbunds sind bislang seine an Muttersprachlern stärksten Idiome: Deutsch (18 Prozent der EU-Bürger), Französisch (14) und Englisch (13,7).

Nach einem Ausstieg ganz Großbritanniens blieben an Englisch-Erstsprachlern noch 4,6 Millionen (Süd-)Iren und 430.000 Malteser übrig - insgesamt etwa so viel wie heute Dänen in der EU.

Englisch stünde auf einer Stufe mit dem Griechischen

Und selbst wenn es gelingen sollte, die Schotten und Nordiren irgendwie drinzubehalten, sänke die Zahl der Englisch-Muttersprachler in der EU auf nur noch 12,3 Millionen statt derzeit knapp 70 Millionen: Englisch stünde dann auf einer Stufe mit dem Griechischen.

Na gut - aber Englisch ist doch die Weltsprache, oder? Kann die EU sie nicht einfach trotzdem weiter benutzen? Schwer vorstellbar auf diesem Kulturfeld voller Symbolik. Ein ganzer Völkerclub soll die Sprache von Leuten sprechen, die nicht (mehr) dabei sind?

Warum denn dann nicht gleich Latein?

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker hat dem Problem schon mal vorgegriffen: In seiner Rede vor dem Europaparlament sprach er am Dienstag demonstrativ nur Französisch und Deutsch (außer ein paar englischen Sätzen an den Insel-Oberpöbler Nigel Farage). Aus Paris ist noch keine Aussage zum Thema bekannt; im Élyséepalast herrscht wahrscheinlich noch Schockstarre.

Alors, Monsieur le Président: Übernehmen Sie! Denn bei aller Liebe zur Sprache Goethes: Wahrscheinlich lässt sich der krisengeschüttelte Kontinent derzeit nur schwer für Der/die/das-Probleme, für unregelmäßige Plurale und Konjunktive begeistern.

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