Kommentar zum UN-Flüchtlingsbericht Globale Tragödie

Meinung | BONN · Die Welt ist im vergangenen Jahrzehnt nicht sicherer geworden. Im Gegenteil. Der UN-Flüchtlingsbericht liest sich wie ein Report des Schreckens. Aber Flüchtlingsschutz ist ein humanitäres Gebot – und nichts für Populisten und Extremisten. Ein Kommentar.

Menschen in Stress, Angst und Aufruhr. Alle zwei Sekunden wird auf diesem Erdball ein Mensch vertrieben. 37.000 jeden Tag. Auch am Weltflüchtlingstag. Jeder 108. Mensch auf diesem Globus ist auf der Flucht. Vor zehn Jahren war es noch jeder 160., was auch schon eine bedrohlich hohe Zahl war. Die Welt ist, obwohl sie durch die Globalisierung doch enger zusammengerückt ist, im vergangenen Jahrzehnt nicht sicherer geworden. Im Gegenteil.

Der UN-Flüchtlingsbericht, den der Hohe Kommissar Filippo Grandi jetzt in Berlin zum Weltflüchtlingstag an diesem Donnerstag vorgelegt hat, liest sich wie ein Report des Schreckens. Kriege, Krisen und Konflikte in sehr vielen Regionen der Welt, die teilweise seit vielen Jahren ausgekämpft werden oder ungelöst schwelen und Menschen scharenweise aus ihren Ländern getrieben haben. Die Welt ist kein sicherer Platz, erst recht nicht für die Ärmsten der Armen.

In Syrien tobt seit Jahren eine große Tragödie, in Libyen werden Menschen in unbeschreiblichen Zuständen wie Vieh in Lagern gehalten, in Afghanistan führen radikal-islamische Taliban und regionale Warlords ihre Schlacht zum eigenen Vorteil – gegen westliche Streitkräfte ebenso wie gegen die eigene Bevölkerung. In einigen Staaten Lateinamerikas terrorisieren bewaffnete Banden ganze Landstriche. Menschen fliehen – teilweise zu Fuß – über Tausende Kilometer bis an die mexikanisch-amerikanische Grenze.

Nur ein geringer Teil der Flüchtlinge schafft es in reiche Länder wie Deutschland, wo Populisten und Extremisten gerne Geschichten von Invasion verbreiten und bewusst Ängste schüren. Doch Menschen fliehen, weil sie in Not sind. Flüchtlingsschutz ist ein humanitäres Gebot – nichts für den Marktplatz der Aufheizer.

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