Katholische Kirche Franz-Peter Tebartz-van Elst: Kleines Comeback in Rom

ROM · Die Görresgesellschaft ist spezialisiert auf Kirchengeschichte. Insofern ist es nicht ganz unpassend, dass der ehemalige Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst sein Comeback am Samstagabend am römischen Institut dieser Einrichtung gegeben hat.

 Tebartz-van Elst.

Tebartz-van Elst.

Foto: epd

Denn auch die Affäre um die über 31 Millionen Euro hohen Baukosten des neuen Limburger Diözesanzentrums, den Führungsstil des Bischofs und schließlich sein Rücktritt im März 2014 sind jüngste deutsche Kirchengeschichte.

Mehrere Vorträge in Deutschland und Österreich hatte der 56-Jährige zuletzt abgesagt, aus Mangel an „konstruktiver Atmosphäre“, wie die offizielle Begründung lautete. Tebartz-van Elst scheute den Medienrummel und einen Spießrutenlauf vor einer immer noch gegen ihn aufgebrachten Öffentlichkeit. Am Sitz der römischen Görresgesellschaft beim deutschen Friedhof im Vatikan hingegen muss der Bischof nichts dergleichen fürchten. 60 ihm weitgehend wohlgesonnene Zuhörer bilden den Rahmen für seine Rückkehr in die Öffentlichkeit.

Nur eine Handvoll Journalisten ist da. Der einzige Pressefotograf wird nach wenigen Minuten gebeten, seinen als störend empfundenen Dienst zu beenden. „Guten Abend“, sagt Tebartz-van Elst und nickt freundlich ins Publikum. Sein Vortrag zum Thema „Wider das Verstummen: Warum die Kirche Katechese braucht“ klingt halb nach Predigt, halb nach wissenschaftlichem Vortrag. Die Vermittlung des Glaubens ist das Spezialgebiet des habilitierten Pastoraltheologen, den Papst Franziskus Anfang 2015 an die Kurie geholt hatte.

Rom ist eine Erleichterung

Als Delegat am Rat für Neuevangelisierung ist Tebartz-van Elst für Katechese zuständig, er macht immer noch einen Italienisch-Intensivkurs. Bei seinen Reisen und Gesprächen mit den Vertretern der Weltkirche hat Tebartz-van Elst eine „heilsame Relativierung deutscher Dominanz und eurozentrischer Orientierung“ erlebt, wie er sagt.

Rom ist offenbar auch in dieser Hinsicht eine Erleichterung. Mit hochgezogenen Augenbrauen spricht Tebartz-van Elst über das verlorene Selbstbewusstsein des Katholizismus. Und man fragt sich, ob auch seine eigene Geschichte anklingt, wenn er die Kirche als notwendige „Kontrasterfahrung“ beschreibt, die sich von der Gegenwart nicht abwenden, aber „der Rationalität des Alltags Größeres entgegensetzen“ soll.

Tebartz-van Elst ist bekanntlich Vertreter einer Kirche, die sich für ihre Pracht nicht schämen will. Auch diese Haltung ist ihm zum Verhängnis geworden, ausgerechnet, als im Vatikan ein Argentinier mit Gespür für populäre Gesten das Zepter übernahm. Obwohl Tebartz-van Elst Franziskus mehrfach zitiert, wäre ihm ganz offensichtlich eine standhaftere Kirche lieber, der „unter Umständen wenige folgen, um vielen zu zeigen wie es geht“.

Bischof fordert "mehr Mut zum Inhalt"

In der säkularisierten Welt dürfe die Kirche sich nicht als „Kumpel“ präsentieren, die den Glauben in leicht „verdaulichen Häppchen“ anbietet. Auch im Namen seines Förderers und Vorbilds Benedikt XVI., für ihn der „größte Katechet unserer Zeit“, fordert der Bischof „mehr Mut zum Inhalt“, nicht zuletzt mit der „Kraft der Liturgie“.

Tebartz-van Elst spricht auffällig klar und ohne jede erkennbare Emotion. Selbst sein rheinischer Einschlag ist beinahe vollständig überdeckt. Als man versucht, ihn nach dem Vortrag nach seinem Leben in Rom oder gar nach Limburg zu fragen, ist es, als ratterte plötzlich ein schwerer Rollladen nach unten. „Ich beantworte keine Fragen“, sagt der Bischof strikt. Jedes unkontrolliert gesprochene Wort an die Öffentlichkeit ist für ihn eines zu viel.

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