Geiseln gegen IS-Kämpfer Erdogans Tauschhandel

ISTANBUL · Welche Verbindung gibt es zwischen türkischer Regierung und der Terrormiliz "IS". Die Kurden werfen Ankara vor, die Dschihadisten zu unterstützen, weil die türkische Regierung keine kurdische Autonomie wolle.

Demonstranten in Istanbul und der kurdischen Großstadt Diyarbakir im Südosten der Türkei beklagten eine Zusammenarbeit zwischen der türkischen Regierungspartei AKP und den Extremisten. "Mörder IS - Kollaborateur AKP", stand auf einem Transparent bei einer Demonstration am Sonntag.

Zwar wies die türkische Regierung diese Vorwürfe zurück. Präsident Recep Tayyip Erdogan und regierungsnahe Medien fachten den Verdacht einer Kooperation mit dem "IS" allerdings selbst an. Ohne Einzelheiten zu nennen, deutete Erdogan an, ein Tauschhandel mit den Terroristen habe zur Freilassung der fast 50 türkischen Geiseln des "IS" am Wochenende geführt. Die Erdogan-treue Zeitung "Yeni Safak" meldete, der Handel habe einige für den "IS" wertvolle Personen umfasst.

Laut Medienberichten könnte sich Ankara bereit erklärt haben, ausländische IS-Kämpfer aus türkischen Gefängnissen nach Syrien zurückzuschicken, um die Freilassung der Geiseln zu erreichen. Darunter könnten sich auch ein Schweizer und ein Deutscher befunden haben: Sie waren im Frühjahr im zentralanatolischen Nigde festgenommen worden, nachdem sie auf der Rückweg vom IS-Kampfeinsatz in Syrien nach Europa an einer Straßensperre drei Türken erschossen hatten. Am Montag lag keine offizielle Stellungnahme darüber vor, ob die ausländischen IS-Mitglieder nach wie vor in türkischer Haft sind.

Türkische Oppositionspolitiker werfen der Regierung zudem vor, den "IS" zu unterstützen, indem sie verwundete Dschihadisten gratis in staatlichen Krankenhäusern behandeln lasse. Die Zeitung "Hürriyet" meldete, ein schwer verletzter IS-Kämpfer werde unter Polizeibewachung in einem Krankenhaus der Großstadt Sanliurfa behandelt.

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