Besuche in den USA Emmanuel Macron und Angela Merkel besuchen Donald Trump

Washington · So wollen Emmanuel Macron und Angela Merkel bei ihren Besuchen in Washington US-Präsident Donald Trump von Alleingängen in Sachen Handel, Iran, Syrien und anderen Streitthemen abhalten.

Erst der pompöse und fast dreitägige Staatsbesuch von Emmanuel Macron, dann die knappgehaltene eintägige Arbeitsvisite von Angela Merkel. Wenn sich ermessen lässt, wie viel Einfluss Europa noch auf den Kurs der unter Donald Trump unberechenbar gewordenen Supermacht USA nehmen kann, sagen Diplomaten in Washington, "dann nach dieser Woche".

Der Doppelschlag der EU-Regierungsschwergewichte aus Frankreich und Deutschland am Potomac-Fluß werde abseits der austauschbaren Prosa der Abschlusserklärungen zeigen, ob der umstrittene "Amerika zuerst"-Stempel des US-Präsidenten sämtliche Themen von Handel über Syrien, Russland, Nato, Ukraine und China bis zum Atomabkommen mit dem Iran dominiert. Oder ob das Weiße Haus konstruktiven Willens ist, gegenüber zwei wichtigen Verbündeten Konzessionen zu machen.

Anlass zu nachhaltigem Optimismus haben europäische Diplomaten in der US-Hauptstadt bisher nicht ausgemacht. Andernfalls hätte Washington bereits Signale gesendet, dass man die "Gäste auf Augenhöhe und mit Verständnis empfängt - und nicht als aufgescheuchte Bittsteller".

Gespräche auch unter vier Augen

Am Montagabend begann das Experiment mit einem festlichen Abendessen, das Trump für Macron und dessen Gattin Brigitte auf dem Landsitz des ersten US-Präsidenten George Washington gab. In Mount Vernon nahe der Hauptstadt ist der (von Marquis de Lafayette an Washington) übergebene Schlüssel der am 14. Juli 1789 erstürmten Bastille zu sehen. Jenes Ereignis, das die imposante Militärparade in Paris begründet, zu der Macron Trump im vergangenen Jahr eingeladen hatte.

Den Schlusspunkt setzt am Freitag Angela Merkel im Rosengarten des Weißen Hauses. Was dazwischen liegt, ist "noch eine black box", sagen Eingeweihte. Allein die Optik, die steht bereits fest. Und sie offenbart einen scharfen Kontrast, was die Aufenthalte von Macron und Merkel angeht.

Am Dienstag haben Trump und der französische Präsident mehrere Gesprächsrunden, auch unter vier Augen. Gegen 18 Uhr deutscher Zeit gehen sie gemeinsam vor die Presse. Insider rechnen mit Lobeshymnen aus beiden Richtungen. Danach findet ein Essen im Außenministerium statt. Am Abend gibt der 71-jährige Trump für den 31 Jahre jüngeren Kollegen und 150 handverlesene Gäste das erste offizielle Staatsdinner seiner bisherigen Amtszeit. Am Mittwoch spricht Macron zum Jahrestag einer Rede von Präsident Charles de Gaulle 1960 vor beiden Kammern des Kongresses. Ein Vortrag in der George Washington Universität, die Kranzniederlegung auf dem Soldatenfriedhof in Arlington und eine Solo-Pressekonferenz Macrons vor der Abreise nach Paris runden das Programm ab.

Kanzlerin macht nur Stippvisite

Die Kanzlerin trifft nur am 27. April auf Trump - ohne Kapelle und roten Teppich. Bevor die Deutsche auf dem Dulles-Flughafen einschwebt, wird Macron sie in Berlin taufrisch über den Ausgang seines Besuches unterrichten, schließlich verfolgen sie im Kern die gleichen Ziele. Nach bilateralen Gesprächen wollen sich Merkel und Trump gegen 19.30 Uhr deutscher Zeit den Fragen der Journalisten stellen. Kurz danach sitzt die Kanzlerin auch schon wieder im Flugzeug Richtung Berlin.

Macron wie Merkel wollen, dass Trump die EU im allmählich zermürbenden Handelsstreit dauerhaft von angedrohten Strafzöllen auf Autos und Stahlprodukte ausnimmt. "Man zieht nicht gegen seine Alliierten in einen Handelskrieg", sagt Macron. Die geltende Schonfrist für die EU endet am 1. Mai. Mit einer erneuten Verlängerung um einige Monate will man sich nicht zufriedengeben. "Wir können uns nicht von Deadline zu Deadline hangeln", sagen europäische Diplomaten in Washington. Stattdessen wollen Macron und Merkel das Gesprächsklima für einen neuen Anlauf in Richtung eines transatlantischen Handelsabkommens à la TTIP schaffen.

Überlagert wird der Handelsstreit jedoch klar vom Thema Iran (siehe Text unten). Trump will das Abkommen, das Teheran vom Bau einer Atomwaffe abhalten soll, substanziell nachgebessert wissen - oder er leitet einseitig den Ausstieg ein.

Trump mag und bewundert Macron

Macron wie Merkel wollen Trump davon überzeugen, dass neue Instabilität und Kriegsgefahr im Nahen Osten die Folgen wären, falls er den Vertrag schreddert, obwohl sich der Iran bisher an die Vorgaben hält. Nachrangig auf der Tagesordnung: Trump soll zum Verbleib im Pariser Klimaschutzabkommen gedrängt werden.

Der US-Präsident hält das international bis heute begrüßte Abkommen, das unter Federführung seines Vorgängers Obama zustande gekommen war, für einen krassen "historischen Fehler". Und mit John Bolton (Nationaler Sicherheitsberater) und Mike Pompeo (designierter Außenminister) hat er zwei ausgewiesene Gegner des Atomvertrages ins Kabinett geholt, von denen einer (Bolton) vor geraumer Zeit einen präventiven Militärschlag gegen Teheran ins Spiel brachte. Weil das Weiße Haus keine "konzeptionelle Idee" erkennen lässt, wie ein flankierendes Zusatzabkommen umgesetzt werden soll, bestehe "große Unsicherheit", sagen EU-Diplomaten.

Um das Vakuum zu füllen, wird spekuliert, wer die größere Schlagkraft im Umgang mit Trump entfalten wird - Macron oder Merkel. Seit seinem Besuch in Paris (mit Besuch des Eiffelturms und Militärparade) im vergangenen Sommer ist offenkundig, dass Trump den jungen Franzosen "mag und bewundert", sagen Insider aus US-Regierungskreisen. Während sein Verhältnis zu Merkel als "kühl, distanziert und funktionabel" gilt.

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