IS-Propagandamagazin ist Lock- und Drohmittel Edle Anmutung, barbarischer Inhalt

Von der Anmutung her ist es beeindruckend, bei näherer Betrachtung entpuppt sich "Dabiq" als barbarisches und geschichtsklitterndes Propagandamachwerk. Seit Juli 2014 gibt der sogenannte Islamische Staat (IS) das Internetmagazin monatlich heraus. Das bis zu 60 Seiten umfassende Pamphlet wird in viele Sprachen übersetzt, auch ins Deutsche.

"Dabiq" verfolgt zum einen die eigene Legitimierung des IS als das neue "Kalifat" und will Kämpfer aus dem Westen rekrutieren, aber auch Muslime zur Einwanderung in den "Gottesstaat" animieren. Zugleich unternimmt "Dabiq" den Versuch der Macht- und Gewaltdemonstration, um Gegner einzuschüchtern.

Dabei ist der Frontverlauf denkbar einfach: Hier die "Gotteskrieger" des IS, die das Kalifat errichten, dort die "Kreuzfahrer" des Westens (die USA und ihre Verbündeten) und des Ostens (Russland), die es zu vernichten gilt. Von daher ist der Titel mit Bedacht gewählt: Dabiq ist eine Stadt in Nordsyrien, wo der islamischen Theologie zufolge muslimische Armeen am Ende der Zeit auf ihre (christlichen) Feinde treffen und diese besiegen.

"Dabiq" erklärt den Lesern in mit Koranzitaten gespickten Texten seine politische Sicht, gibt Ratschläge, wie sich Frauen nach den Regeln des Islams zu verhalten haben, präsentiert seit Kurzem besonders "verdienstvolle Märtyrer" wie jüngst die beiden Bonner Cousins Ibrahim und Badr B. "Dabiq" enthält Fotoreportagen mit Hinrichtungsszenen und berichtet über das "aktuelle Kriegsgeschehen".

In der neuesten Ausgabe - Titel "Just Terror" - wird auch Frankreich erwähnt: "...acht Soldaten des Kalifats führten eine Operation im Herzen des französischen Kreuzfahrer-Territoriums durch... Hunderte von Kreuzfahrern starben." Mit dem mutmaßlichen Drahtzieher der Pariser Anschläge, Abdelhamid Abaaoud, hatte das Magazin im Februar ein Interview geführt, in dem sich dieser über die europäischen Sicherheitsbehörden lustig macht, die nicht in der Lage seien, seine Reiseaktivitäten zu unterbinden.

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