Verleihung am 14. Dezember EU-Parlament ehrt Jesidinnen mit Sacharow-Preis

Straßburg · Im Irak wurden die beiden Frauen vor ihrer Flucht versklavt. In Europa erheben sie nun ihre Stimmen gegen die Grausamkeiten des IS. Dafür bekommen sie prominente Unterstützung.

 Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad im Europarat in Straßburg.

Menschenrechtsaktivistin Nadia Murad im Europarat in Straßburg.

Foto: Patrick Seeger

Für ihren Kampf gegen die Terrormiliz IS werden die irakischen Jesidinnen Nadia Murad und Lamija Adschi Baschar mit dem renommierten Sacharow-Preis des EU-Parlaments ausgezeichnet. Parlamentspräsident Martin Schulz gab die Entscheidung während der Plenarsitzung in Straßburg bekannt.

"Das ist eine sehr symbolische Entscheidung", sagte er anschließend. Murad bezeichnete die Auszeichnung als ein kraftvolles Signal an den IS.

Die beiden Frauen wurden von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) im Nordirak versklavt. Murad und Baschar gelang die Flucht nach Deutschland. Sie versuchen jetzt, Verbündete im Kampf gegen die Versklavung ihrer Glaubensschwestern durch den IS zu gewinnen.

Die extremistischen Sunniten hassen die Jesiden. Sie beschimpfen die Religionsgemeinschaft, die eine Ursprungsreligion der Kurden ist, als "Teufelsanbeter". Weltweit gibt es rund eine Million Jesiden. Derzeit sollen noch 3200 Frauen und Kinder in den Fängen des IS sein.

"Die beiden Frauen sind die Stimme der zahllosen Opfer des Menschenhandels, eine Stimme, die ein Ende solcher Gräueltaten fordert", sagte Schulz. In diesem Kampf wolle das Parlament die Menschrechtsaktivistinnen unterstützen.

"Die Anerkennung des Leidens der jesidischen Frauen und des jesidischen Volkes ist eine starke Botschaft an die Terrormiliz IS, dass ihre kriminelle Unmenschlichkeit verurteilt wird", teilte Murad am Abend mit. Dabei bekräftigte sie die Forderung nach einer internationalen Strafverfolgung ihrer Peiniger. "Wir werden weiter daran arbeiten, dass der IS für seine Verbrechen an verletzlichen Volksgemeinschaften und vor allem an Frauen und Kindern zur Rechenschaft gezogen wird."

Die Bundesregierung gratulierte den Preisträgerinnen "für ihren starken Einsatz für das jesidische Volk!". Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) twitterte: "Zwei besonders mutige Kämpferinnen gegen den brutalen Terror des IS." Die Vorsitzende der Grünen, Simone Peter, nannte die Entscheidung "weitsichtig". Die Diskriminierung und Verfolgung wegen religiöser Zugehörigkeit sei zu ächten.

Mit dem Sacharow-Preis ehrt das Europaparlament seit 1988 Menschen oder Organisationen, die sich für Menschenrechte und Grundfreiheiten einsetzen. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichnung an den saudischen Blogger Raif Badawi. Verliehen wird der Preis, der mit 50 000 Euro verbunden ist, am 14. Dezember.

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