Erste Auslandsreise für US-Präsident Drahtseilakt in Übersee für Donald Trump

Washington · Die erste Auslandsreise des US-Präsidenten Donald Trump führt nach Asien und Europa. Seine Kritiker befürchten, dass er in das ein oder andere Fettnäpfchen treten könnte.

US-Präsident Donald Trump geht auf Weltreise.

US-Präsident Donald Trump geht auf Weltreise.

Foto: dpa

Noch nie kam es bei der Feuertaufe eines US-Präsidenten auf der Weltbühne so sehr auf das Sendungsbewusstsein an. Das auf Twitter. Bevor Donald Trump auf der Andrews Airforce Base in Washington den Turbulenzen um FBI, Russland, Sonderermittler und Amtsenthebungsgerüchte in Richtung Saudi-Arabien entfloh, war sein berüchtigtes digitales Mitteilungsbedürfnis die größte Sorge in Regierungskreisen.

Wird sich der Präsident auf seinem neuntägigen Trip disziplinieren, der ihn von Riad nach Jerusalem, zum Papst in Rom, zur Nato in Brüssel und zum Treffen der sieben größten Wirtschaftsnationen (G7) nach Sizilien führen soll? Oder wird der bald 71-Jährige mit spektakulären 140-Zeichen-Beiträgen diesmal zwischen Klagemauer und Vatikan für Furore sorgen?

Weil die Erwartungen an Trump in der politischen Klasse Washingtons „nur wenig über Null angesiedelt sind“, so der altgediente Außenpolitikexperte Richard Haas, dürfe die erste große Auslandsreise des 45. Präsidenten schon als Erfolg verbucht werden, „wenn alles normal läuft“. Aber was ist schon normal bei einem Mann, der die eigene Scholle höchst selten verlässt und der es tunlichst vermeidet, in Gebäuden zu übernachten, die ihm nicht gehören. Neun Tage klingen da wie eine Ewigkeit. Zumal die FBI-Russland-Affäre eine neue Dynamik in Gang gesetzt hat, die Trumps Präsidentschaft aus der Kurve tragen könnte.

Ob man das Reisepensum nicht halbieren könne, soll Trump seine engsten Berater kürzlich gefragt haben. Man konnte nicht. Das akribisch vorbereitete Ritual „Ausflug in die weite Welt“ ist zu erfüllen. Trump muss dem Volk daheim beweisen, dass er auf internationalem Parkett der Nation keine Schande macht.

Allerdings ist die Premiere, die mit dem Islam, dem Judentum und der katholischen Kirche bewusst drei Weltreligionen ansteuert, mit Fallstricken durchzogen, die ein chronisch impulsiver Trump, der sich daheim einer „Hexenjagd“ von Medien und Justiz ausgesetzt fühlt, erst noch überspringen muss.

Zwei Beispiele: Beim Waffenbruder Saudi-Arabien, der jüngst einen 100 Milliarden-Dollar-Deal mit den USA ausgehandelt hat, wird Trump eine Rede über den Islam halten. Das nahöstliche Auditorium, in dem Iran und Syrien nicht erwünscht sind, wird den Beitrag mit Barack Obamas Kairo-Rede von 2009 vergleichen. Geschrieben hat die Rede allerdings kein Vermittler mit Augenmaß, sondern Stephen Miller, jener Trump-Berater, der maßgeblich den verkorksten Einreisestopp der Regierung für Bürger aus muslimischen Ländern verantwortet.

Anfang kommender Woche wird Trump in Jerusalem an die Klagemauer treten. Israelis wie Palästinenser, denen Trump mithilfe seines jüdischen Schwiegersohnes Jared Kushner einen „wundervollen Frieden“ bescheren will, werden mit Argusaugen auf jedes Wort und jede Geste achten.

Nicht anders wird es sein, wenn der Mauerbauer Trump am Mittwoch im Vatikan auf den Brückenbauer Franziskus treffen wird – einen Mann, der Trumps Einwanderungspolitik einmal als „unchristlich“ bezeichnete. Worauf Trump dem Heiligen Vater vorhielt, „beschämend“ zu sein. Improvisiert Trump bei diesen Highlights? Verlässt er das Skript und driftet ab in Kritikerbeschimpfung, Selbstbeweihräucherung oder Nonsenssätze? Dann jedenfalls steigt das Eklatpotenzial auf der Reise. Und auch wenn er es nicht sein lässt, neben den offiziellen Reden seine Botschaften auf Twitter zu setzen.

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