Enthüllung durch Wikileaks Die neuen Spionage-Instrumente der CIA

Washington · Wikileaks verrät die neuen Spionage-Instrumente des amerikanischen Auslandsgeheimdienst CIA. Diese Abhörwerkzeuge sollen systematisch Sicherheitslücken in internetfähigen Alltagsgeräten ausbeuten.

 Laut Wikileaks soll der Auslandsgeheimdienst CIA neue Abhörwerkzeuge entwickelt haben. (Archivfoto)

Laut Wikileaks soll der Auslandsgeheimdienst CIA neue Abhörwerkzeuge entwickelt haben. (Archivfoto)

Foto: picture alliance / epa Brack/Bla

Bevor Angela Merkel nächsten Dienstag im Weißen Haus zum ersten Mal mit Präsident Donald Trump zusammenkommt, waren von Handel bis Nato viele Themen programmiert – das hier nicht: Der amerikanische Auslandsgeheimdienst CIA hat nach jüngsten, von Experten für echt gehaltenen Wikileaks-Enthüllungen unter dem Tarnschirm des US-Generalkonsulats in Frankfurt über Jahre spezifische Abhörwerkzeuge entwickelt und eingesetzt. Sie beuten systematisch Sicherheitslücken in internetfähigen Geräten des Alltags aus. Die Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe prüft die Einleitung von Ermittlungen.

Die Spähmethoden, die Wikileaks in Tausenden Datensätzen zugänglich gemacht hat, erstrecken sich unter anderem auf Mobiltelefone, Computer, Fernseher und Autos.

Durch die Veröffentlichung, die laut US-Medien entweder auf CIA-interne Whistleblower oder Datendiebstahl von außen (Russland?) zurückgeht, hat die Vertrauenskrise zwischen Regierung und Geheimdiensten neue Schärfe erlangt. Präsident Trump hat mehrfach zum Ausdruck gebracht, dass er den eigenen Geheimdiensten misstraut.

Parallel dazu sehen sich Hersteller wie Apple, Microsoft und Google nach den 2013 durch den früheren NSA-Mitarbeiter Edward Snowden bekanntgewordenen Enthüllungen über massenhafte Datensammlungen erneut kritischen Fragen von Millionen Kunden ausgesetzt: „Entwickeln Gebrauchsgegenstände ein Eigenleben und werden unerkannt zu Augen und Ohren unserer Feinde oder staatlicher Kontrolleure?“, fragte ein Nutzer in einem Internetforum. Weder CIA noch Regierung wollen sich bisher zu den Enthüllungen erklären.

Mitglieder der Geheimdienstausschüsse des Kongresses und Experten aus dem Sicherheitsapparat in Washington zeigten sich nicht überrascht darüber, dass die CIA eine 5000 Mitarbeiter zählende Cybertruppe aufgebaut hat, um abseits der NSA eigene Spionageaktivitäten zu intensivieren. „Das ist ihr Job“, hieß es lapidar.

Auch die Nutzung des Standortes Frankfurt, wo einer der weltgrößten Internetknotenpunkte liegt, sei „nachvollziehbar“. Von dort könnten Zielpersonen in Europa, Afrika und dem Nahen Osten wirksamer ins Visier genommen werden.

Skandalös und „absolut schädlich für die Sicherheit Amerikas“ (Ex-CIA-Chef Michael Hayden) sei dagegen, dass die Central Intelligence Agency die hochsensiblen Daten und Methoden nicht vor dem Zugriff von Unbefugten geschützt hat. „Der gesamte Instrumentenkasten der CIA steht jetzt jedem zur Verfügung“, sagte ein ehemaliger CIA-Mitarbeiter dieser Zeitung, „auch Kriminellen.“

Was damit im Detail gemeint ist, sorgt vor allem auf Seiten der Hersteller für Kopfzerbrechen. Neben Computerviren und Trojanern haben sich die CIA-Tüftler gezielt Sicherheitslücken in marktbeherrschenden Betriebssystemen von Computern und Mobiltelefonen wie Windows, Microsoft, MacOS oder Android zunutze gemacht.

Anstatt diese sogenannten „Zero days“ den Firmen zu melden, auf dass die Einfallstore schnell geschlossen werden, nutzte die CIA die Fehler, um die Endgeräte zu infiltrieren. Sie kaufte sogar, wie der NSA-Enthüller Edward Snowden betont, das technische Wissen um Sicherheitslücken von kommerziellen Hackern auf – ohne sie zu schließen. Wikileaks kündigte an, dass die 8000 Datensätze („Vault 7“) nur der Anfang waren. „Weitere werden folgen.“

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