Kommentar zum Anschlag in Frankreich Die Saat geht auf
Meinung | Paris · Nach den Anschlägen herrscht in Frankreich ein Klima der Angst, das rechtskonservative und rechtsextreme Politiker noch schüren. Sollte es das Ziel der Täter sein, ein Land zu spalten, dann ist es gelungen.
Ähnlich wie Deutschland, das durch eine Serie an Attentaten mit verschiedenen Hintergründen innerhalb weniger Tage erschüttert worden ist, kommt Frankreich nicht zur Ruhe. Der Streit um angebliche Mängel bei den Schutzmaßnahmen in Nizza ist noch im Gange, weil der Attentäter dort am 14. Juli weitgehend ungehindert einen 19-Tonnen-Laster auf die verkehrsberuhigte Strandpromenade steuern und damit sehr viele Menschen töten oder verletzen konnte. Der Schock über die barbarische Tat ist noch nicht verdaut, da folgt der nächste mit einer Geiselnahme in der Nähe von Rouen. Dabei erschüttert es, auf welch hysterische Art und Weise viele Politiker in dieser Situation die Polemik noch anfachen.
Nur eine Handvoll Menschen besuchte die Morgenmesse in einer katholischen Kirche, die in einem ruhigen Städtchen liegt, als die Täter mit Messern bewaffnet eindrangen. Niemand konnte damit rechnen – und doch wird das neuerliche Attentat ausgeschlachtet als angeblicher weiterer Beweis dafür, dass der Staat seine Bürger nicht schützen kann. So wie seit dem 14. Juli eine schrille Debatte über die Sicherheitsvorkehrungen in Zeiten der Terrorgefahr läuft, in der sich die Opposition nichts schenkt. Sie versagt, weil sie nicht für die Bürger da ist, sondern nur an die Schwächung der Regierung und damit an Wahlkalküle denkt. Längst herrscht ein Klima der Angst und des Misstrauens, das rechtskonservative und rechtsextreme Politiker noch schüren mit ihren Anschuldigungen. Sollte es das Ziel der Täter sein, ein Land zu spalten, dann ist es gelungen.