Clinton-Beraterin Die Frau an Hillarys Seite

Washington · Huma Abedin, die Beraterin und engste Vertraute der demokratischen Präsidentschaftskandidatin, steht mal wieder im Fadenkreuz. Sie hat gelernt, mit Anfeindungen zu leben.

 Huma Abedin.

Huma Abedin.

Foto: picture alliance / dpa

20 Jahre ist es her, dass sich ihre Wege zum ersten Mal kreuzten. Hillary Clinton war die mit den Untiefen des präsidialen Alltags ihres Mannes kämpfende First Lady, als sie eine damals 19-jährige Praktikantin in ihren Stab aufnahm. Zwei Jahrzehnte später ist Huma Abedin die wichtigste Vertraute der demokratischen Präsidentschaftskandidatin.

Abedin ist die Membran, die abschirmt, schützt und filtert. Sie ist Clintons Frühwarnsystem und Ein-Frau-Prätorianer-Garde. Wie ein Satellit kreist die 40-jährige Mutter eines kleines Sohnes 24 Stunden am Tag um ihre Chefin. Wer zu Clinton will, kommt an Abedin, Vizevorsitzende des knapp 700-köpfigen Wahlkampfteams, nicht vorbei. Mehr noch. Die beiden Frauen unterhalten ein fast symbiotisches Verhältnis, verbringen gemeinsam mehr Zeit als mit ihren Ehemännern. „Ich habe nur eine Tochter“, sagt Hillary Clinton, „Wenn ich eine zweite hätte, wäre das Huma.“

Wer so viel Macht hat und so viel Nähe zur Macht pflegt, zieht die Pfeile auf sich. Kein Skandal in Hillaryland, in dem nicht auch Huma Abedin von der Bundespolizei FBI oder von Senatoren und Kongressabgeordneten in Ausschüssen gegrillt worden wäre. Aber: Ob es die Terrorattacken auf die US-Botschaft im libyschen Bengasi waren oder die ewige E-Mail-Affäre Clintons – stets behielt die neben Englisch fließend Urdu und Arabisch sprechende Schönheit die Contenance.

Sie ist kampferprobt. Und enorm leidensfähig. Wie Hillary Clinton. Als ihr Mann, der demokratische Politiker Anthony Weiner, nach digitalen Sex-Nachrichten an andere Frauen aus dem Kongress flog, wandte sich die öffentlich gedemütigte Abedin an ihre Mentorin. Wie Hillary Clinton blieb auch Abedin bei ihrem Mann.

Weil Clinton ihren Vorsprung gegenüber Widersacher Donald Trump stetig ausbaut, investieren ihre Gegner noch mehr Energie, um die enge Dienst-Beziehung zu torpedieren. In dieser Woche geriet ein alter Hut wieder in die Medienregale: Huma Abedin war zwischen 2009 und 2013 nicht nur Clintons stellvertretende Kabinettschefin im Außenministerium und persönliche Assistentin. Sie arbeitete auch als bezahlte Beraterin für die just wieder in den Verdacht der Vetternwirtschaft geratene Clinton-Stiftung. Die Republikaner verlangen einen Sonderermittler. Bisher erfolglos. Mit Gerüchten und übler Nachrede haben Abedin und Clinton zu leben gelernt.

Huma Abedin stammt aus Michigan im Mittleren Westen. Geboren wurde sie in eine multikulturelle Ehe, ihre Mutter ist eine pakistanische Intellektuelle, der verstorbene Vater war ein indischer Religionsexperte. Mit 18 kam sie an die George Washington Universität in der US-Hauptstadt. Abedin war eigentlich auf eine journalistische Karriere aus. Ein Praktikum im Ostflügel des Weißen Hauses kam 1996 dazwischen.

Seither hat die Muslimin einen Platz in der ersten Reihe der Weltpolitik. Huma Abedin kennt die Stärken und Schwächen aller zentralen Gestalten im Hillary-Orbit. Ein unbezahlbarer Wissensvorsprung. Und ein Ziel für Attacken.

Die erzkonservative Abgeordnete Michele Bachmann rückte Abedin einmal in die Nähe der radikal-islamischen Muslimbruderschaft, die durch sie, Abedin, die umstrittene Rechtsordnung der Scharia im Machtzentrum Amerikas etablieren wolle. Das war dann selbst dem früheren republikanischen Präsidentschaftskandidaten John McCain zu viel des Unsinns: „Huma ist das Beste, was Amerika verkörpert. Sie ist eine intelligente, aufrechte, hart arbeitende und loyale Dienerin unseres Landes.“

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