Übersicht Die Chronik des Ersten Weltkrieges

BONN · Das Attentat auf das österreichisch-ungarische Thronfolgerpaar in Sarajevo am 28. Juni 1914 war die Initialzündung zu einer fatalen Kettenreaktion, die zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs führte. Die eigentlichen Ursachen freilich sind - da sind sich die Historiker einig - großteils politischen Entwicklungen im 19. Jahrhundert geschuldet.

 Österreichisches Thronfolgerpaar (rechts oben) Augenblicke vor dem tödlichen Attentat in Sarajewo.

Österreichisches Thronfolgerpaar (rechts oben) Augenblicke vor dem tödlichen Attentat in Sarajewo.

Foto: dpa

Ein erwachender oder gesteigerter Nationalismus zählt ebenso zu den Ursachen wie die auf Expansion gerichtete Kolonialpolitik der europäischen Nationen und eine weitgehende Militarisierung der jeweiligen Gesellschaften, in denen das Militär als "Schule der Nation" galt.

Als verhängnisvoll erwies sich die Struktur der Militärbündnisse am Vorabend des Kriegsausbruchs: Serbien war mit Russland verbündet; Deutschland hatte dem Verbündeten Österreich-Ungarn nach dem Attentat 1914 den berühmten "Blankoscheck" gegeben; England und Frankreich verband seit 1904 eine "Entente Cordiale", die 1907 durch den Partner Russland zur "Triple Entente" wurde.

Das Attentat von Sarajewo löste eine - nach Meinung vieler Historiker durchaus vermeidbare - Kettenreaktion von Bündnisfällen aus. Zwischen 8,6 und elf Millionen Soldaten fielen in den vier Kriegsjahren, rund 6,5 Millionen Zivilisten starben.

1914

28. Juni: Der serbische Nationalist Gavrilo Princip erschießt in Sarajewo den östereichisch-ungarischen Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau.

6. Juli: Der deutsche Kaiser Wilhelm II. sichert Kaiser Franz Josef Unterstützung zu - der sogenannte Blankoscheck.

28. Juli: Österreich-Ungarn erklärt Serbien den Krieg. Serbiens Verbündeter Russland erklärt am 30. Juli die Generalmobilmachung.

1. August: Das Deutsche Reich erklärt Russland den Krieg.

2. August: Deutsche Truppen marschieren ins neutrale Luxemburg ein, einen Tag später wird das ebenfalls neutrale Belgien angegriffen. Der Krieg an der Westfront ist eröffnet. Großbritannien tritt wegen der Neutralitätsverletzung in den Krieg ein.

3. August: Das Deutsche Reich erklärt Frankreich den Krieg.

17. August: Russische Truppen marschieren in Ostpreußen ein.

26. bis 30. August: Die Schlacht bei Tannenburg endet mit der Niederlage der Russen.

29. August: Deutsche Truppen zerstören die belgische Stadt Löwen.

2. September: Die französische Regierung flieht nach Bordeaux; drei Tage später Beginn der Schlacht an der Marne.

25. Oktober: Das Osmanische Reich tritt auf der Seite der Mittelmächte (Deutsches Reich, Österreich-Ungarn, Bulgarien) in den Krieg ein.

2. November: Beginn der britischen Seeblockade gegen das Deutsche Reich.

10. November: Schlacht von Langemarck, bei der 2000 deutsche Kriegsfreiwillige fallen.

24. Dezember: Verbrüderung deutscher und britischer Truppen bei Ypern in Belgien, der sogenannte Weihnachtsfrieden.

1915

19. Januar: Erster Zeppelinangriff auf Großbritannien.

22. Februar: Im Atlantik beginnt der U-Bootkrieg der deutschen Marine gegen Handelsschiffe.

22. April: Erster Einsatz von Giftgas durch deutsche Truppen im belgischen Ypern.

25. April: Ausweitung des Krieges auf die Türkei.

1. Mai: Deutsche Offensive an der Ostfront, am 5. August wird Warschau durch deutsche Truppen eingenommen.

7. Mai: Der britische Passagierdampfer "Lusitania" wird durch ein deutsches U-Boot versenkt. 1200 Passagiere sterben.

23. Mai: Italien erklärt Österreich-Ungarn den Krieg.

1916

21. Februar: Start der Schlacht um Verdun.

31. Mai bis 1. Juni: Die größte Seeschlacht der Geschichte im Skager-ak zwischen der deutschen und der britischen Flotte endet ohne Sieger.

4. Juni: Start der russischen Offensive gegen das Deutsche Reich.

15. September: Erster Einsatz von Panzern durch die Briten an der Somme in Frankreich.

12. Dezember: Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn machen der USA ein Friedensangebot, das abgelehnt wird.

1917

12. Januar: Im "Steckrübenwinter" gibt es Hungerproteste unter anderem vor dem Hamburger Rathaus.

1. Februar: Das Deutsche Reich erklärt den uneingeschränkten U-Boot-Krieg.

3. Februar: Die USA brechen die diplomatischen Beziehungen zum Reich ab.

9. Februar: Im Rahmen des "Unternehmens Alberich" beginnt das Deutsche Reich damit, einen Frontbogen an der Westfront aus Effektivitätsgründen zurückzunehmen, was massive Zerstörungen beinhaltet.

8. März: Beginn der Februarrevolution in Russland, am 15. März tritt Zar Nikolaus II. zurück.

6. April: Die USA erklären dem Deutschen Reich den Krieg.

7. Juli: Größter deutscher Luftangriff auf London: 54 Tote und 190 Verwundete.

14. Juli: Reichskanzler Theobald von Bethmann Hollweg tritt zurück, Nachfolger wird Georg Michaelis.

5. August: Meutereien in der deutschen Hochseeflotte.

1. November: Reichskanzler Michaelis wird durch Graf Georg von Hertling abgelöst.

7. November: Oktoberrevolution in Russland: Die bürgerliche Regierung wird durch die Bolschewiki unter Lenin gestürzt.

7. Dezember: Kriegserklärung der USA an Österreich-Ungarn.

22. Dezember: Beginn der Verhandlungen über einen Separatfrieden zwischen Russland und den Mittelmächten (Brest-Litowsk).

1918

24. Januar: Das Deutsche Reich und Österreich-Ungarn lehnen den 14-Punkte-Friedensplan des US-Präsidenten Wilson ab.

Ende Januar: Massenstreiks in Berlin und weiteren deutschen Städten: Gefordert werden ein Friedensschluss in Brest-Litowsk, demokratisches Wahlrecht und eine bessere Lebensmittelversorgung.

9. Februar: Separatfrieden zwischen Ukraine und den Mittelmächten.

10. Februar: Trotzki bricht die Friedensverhandlungen zunächst ab.

3. März: Frieden von Brest-Litowsk wird unterzeichnet.

21. März: Beginn der deutschen Frühjahrsoffensive an der Westfront.

29. September: Die Obere Heeresleitung fordert von der Reichsregierung die Aufnahme von Friedensverhandlungen.

3. Oktober: Reichskanzler Prinz Max von Baden folgt auf den zurückgetretenen Grafen Hertling.

21. Oktober: Revolutionäre Unruhen in Österreich.

3. November: Matrosenaufstand in Kiel, Arbeiter- und Soldatenräte übernehmen die Macht. Waffenstillstand zwischen Österreich-Ungarn und der Entente.

5. Oktober: Die revolutionären Bewegungen von Kiel breiten sich auf das ganze Reich aus. Forderung: sofortiges Kriegsende.

7. November: Revolutionsregierung in München, Kurt Eisner (USPD) ruft den Freistaat Bayern aus.

8. November: Beginn der Waffenstillstandsverhandlungen in Compiègne.

9. November: Kaiser Wilhelm II. tritt zurück (offizielle Abdankung am 28. November), Philipp Scheidemann und Karl Liebknecht rufen die Deutsche Republik aus, am Tag darauf wird Friedrich Ebert (SPD) Vorsitzender des Rates der Volksbeauftragten.

11. November: Zentrumspolitiker Matthias Erzberger unterzeichnet für das Deutsche Reich den Waffenstillstandsvertrag im Wald von Compiègne.

1919

15. Januar: Ermordung von Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg durch Angehörige der Garde-Kavallerie-Schützen-Division und Freikorpsoffiziere.

18. Januar: Eröffnung der Friedenskonferenz von Versailles unter Vorsitz des französischen Ministerpräsidenten Clemenceau. t.k.

Quellen: Hirschfeld/Krumeich: Deutschland im Ersten Weltkrieg; Knopp: Der Erste Weltkrieg

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