Donald Trump und der Secret Service Der Präsident und seine Leibwächter

Washington · Trump startet mit unterirdischen Beliebtheitswerten in seine Amtszeit. Insider verweisen auf eine lange Liste verübter Mordanschläge auf Präsidenten der Vereinigten Staaten.

Harry Truman war von Beruf Herrenausstatter. Sein Code-Name für die Präsidenten-Leibwächter des United States Secret Service (USSS) lautete branchenfremd „General“. Bei John F. Kennedy kam die 1865 von Abraham Lincoln gegen die im Bürgerkrieg florierende Geldfälscherei gegründete Spezial-Einheit der Sache schon etwas näher. „Lancelot“, wie der Ritter aus der mittelalterlichen Heldensage, fügte sich zum Edelmann-Image des strahlenden Ostküsten-Beaus.

Bei Donald Trump passt das Erkennungswort, mit dem die 300 Spezialagenten der „Presidential Protective Division“ untereinander über den Commander-in-Chief reden, wie die Faust auf Auge: „Mogul“. Ab dem 20. Januar erwartet die für den Rund-um-die-Uhr-Schutz des Präsidenten und seiner Familie verantwortliche Spezialtruppe einen besonderer Auftrag. Trump startet mit unterirdischen Beliebtheitswerten in seine Amtszeit.

Die Sorge vor Attentaten, Existenzberichtigung für den Secret Service seit den Schüssen auf Präsident William McKinley 1901, ist erheblich. Welche besonderen Maßnahmen Joseph Clancy, Chef der insgesamt fast 6.500 Mitarbeiter zählenden Behörde, angeordnet hat, ist geheim.

Permanente Alarmbereitschaft um „POTUS“

Aber schon bei der Amtseinführung am 20. Januar wird man einen Vorgeschmack bekommen. Am „Game Day“ werden Hunderte Scharfschützen auf den Dächern der Hauptstadt postiert und Tausende Nationalgardisten und Soldaten in den Straßen patroullieren.

Trump wird in der Präsidentenlimousine kutschiert, genannt „das Biest“. Quasi ein Panzer auf Rädern, geschützt gegen Bombenangriffe und Chemiewaffen. Mit Türen so dick wie Tresorwände in der Bank of America. Am Himmel über der Mall in Washington werden Helikopter kreisen. Und Agenten der „Technical Security Division“ werden die Luft auf Senfgas und tödliche Viren testen.

Die Sicherheit des Amtsinhabers im Weißen Haus zählt in den Amerika zu den wichtigsten nationalen Aufgaben. Der Kennedy-Mord von Dallas, einer von vier Präsidentenmorden bisher, hat das Land traumatisiert. Und die Geschichte ist voll von vollendeten und misslungenen Attentaten. Das Reservoir von Extremisten und Geistesgestörten, die sich mit einem Schuss auf „POTUS“ (President of the United States“) in die Geschichtsbücher eintragen wollen, sei beachtlich, sagen Insider im Heimatschutzministerium.

Auch Donald Trump wird darum bei großen Auftritten von einer Kolonne aus 35 fast identisch aussehenden Wagen begleitet, in der hoch spezialisierte Elite-Kämpfer, Scharfschützen und Bombenexperten vom „Counter Assault Team“ bis zu „Special Weapons and Tactics“ immer mit dem Äußersten rechnen. Zehn Agenten, breitschultrig, kahlgeschoren, dunkle Sonnenbrille, wortkarg, sind ständig in Trumps Nähe. Sollte jemand auf ihn schießen, würden sie sich dazwischenwerfen und ihr Leben riskieren.

1950 starb dabei Leslie Coffelt, Leibwächter von Harry Truman. 1981 hatte Special Agent Timothy McCarthy mehr Glück. Als der vor kurzem aus der Psychiatrie entlassene John Hinckley vor dem Hilton Hotel in Washington auf den damaligen Präsident Ronald Reagan anlegte, bekam McCarthy einen Schuss in den Bauch ab. Er überlebte und wurde für seinen Mut mit einer Medaille ausgezeichnet.

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