Kommentar zum Konflikt Iran/USA Der Pokerspieler

Meinung | Washington · Mal droht Donald Trump dem Iran mit der Vernichtung, mal bietet er seinem Gegner Gespräche an. Eine Strategie lässt sich nicht erkennen. Es sei denn, sie besteht darin, Chaos zu stiften, kommentiert GA-Korrespondent Frank Herrmann.

Donald Trump mag die rhetorische Achterbahn. Er gefällt sich in der Rolle des Unberechenbaren, der heute rasselt und morgen beschwichtigt und Verhandlungen selbst mit Verbündeten nach der Devise führt, dass sich die andere Seite nie ganz sicher sein darf, woran sie bei ihm ist. Trump, die Sphinx der Weltbühne. Fähig zu allem, zur Eskalation wie zum plötzlichen Rückzieher.

So scheint denn auch die permanente Verunsicherung die Maxime zu sein, der er im Konflikt mit dem Iran folgt. Mal droht er dem Gegner mit der Vernichtung, mal bietet er Gespräche an und fügt nur halb im Scherz hinzu, es sei ihm gelungen, den Hardliner John Bolton, seinen Sicherheitsberater, zu zähmen. Eine Strategie lässt sich bei alledem nicht erkennen. Es sei denn, die Strategie besteht darin, Chaos zu stiften und Druck aufzubauen. In der Hoffnung, dass die Iraner – wirtschaftlich stranguliert – irgendwann die weiße Fahne hissen und den Amerikanern in allen Punkten entgegenkommen. Die Machtdemonstration soll einschüchtern, der Rest wird sich dann schon finden. Trump, der Pokerspieler.

Die verbale Spirale erinnert an das Tauziehen mit Nordkorea, der Nuklearmacht, der er mit Feuer und Zorn drohte, um ein Ende ihres Atom- und Raketenprogramms zu erzwingen. Was folgte, müsste die Iran-Hardliner eigentlich zum Nachdenken zu bringen. Eben noch als „kleiner Raketenmann“ verhöhnt, ließ sich Kim Jong Un als weiser Staatsmann feiern, nur weil er sich mit Trump traf. An der Sache änderte es nichts, von nuklearer Abrüstung ist Pjöngjang noch genauso weit entfernt, wie es vor den Gipfelbegegnungen in Singapur und Hanoi der Fall war. Viel Lärm um wenig, bislang jedenfalls.

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