US-Präsidentenwahl Demokratisches Gegengift zu Donald Trump

Philadelphia · In Philadelphia nimmt Hillary Clinton Anlauf zu ihrem Sprung in Richtung US-Präsidentschaft. Tim Kaine soll ihr Vize werden

 Symbolische Entscheidung: Tim Kaine soll Vize werden.

Symbolische Entscheidung: Tim Kaine soll Vize werden.

Foto: dpa

Philadelphia, Amerikas Geburtsstätte, erwartet mit Hillary Clinton und den Demokraten das Kontrastprogramm zu den finsteren Parolen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. Bis zur Antrittsrede der 68-Jährigen, die Amerikas erste Präsidentin werden will, wird sich „Zukunftsoptimismus“ und „Wir-Gefühl“ wie ein roter Faden durch das Programm ziehen, sagte ein Parteisprecher.

Clintons zweiter Anlauf in Richtung Weißes Haus (2008 unterlag sie Amtsinhaber Obama, der sie heute uneingeschränkt unterstützt) findet mit der offiziellen Nominierung durch die 4765 Delegierten am Dienstag seinen vorläufigen Höhepunkt. Ab Freitag heißt es dann offiziell in Amerika: Clinton gegen Trump.

Anders als bei den Republikanern sind keine großen Turbulenzen zu erwarten. Bernie Sanders, ihr einziger Rivale, hatte seine Niederlage bereits eingestanden und angekündigt: „Ich werde alles in meiner Macht stehende tun, um sicherzustellen, dass sie die nächste Präsidentin der USA wird.“ Gleichwohl sind Eintrübungen programmiert. Von der Enthüllungsplattform Wikileaks am Wochenende veröffentlichte und mutmaßlich von russischen Stellen gehackte E-Mails belegen, dass die Parteispitze im Frühjahr gewillt war, Sanders mit schmutzigen Tricks zu beschädigen. Damals war der in jungen Wählerschichten wegen seiner radikalen Umverteilungspolitik geschätzte Senator aus Vermont Clinton noch eng auf den Fersen.

Uneingeschränktes Lob kann Clinton auch nicht für ihre symbolisch wichtige Personalentscheidung für den Posten des Vizepräsidenten erwarten. Tim Kaine (58) gilt auf der Parteilinken als zu stromlinienförmig und brav. Dabei hat der frühere Bürgermeister von Richmond, der später Vizegouverneur und Gouverneur von Virginia war, bevor er 2013 in den Senat einzog, am Samstag bei einem ersten Auftritt in Miami die Erwartungen spektakulär unterlaufen.

In seiner stilsicher zwischen Englisch und Spanisch wechselnden Rede zeigte der bis in konservative Kreise respektierte Familienvater, dass er glaubwürdig und sympathisch Politikkonzepte vertreten und gleichzeitig die Rolle des kenntnisreichen Wadenbeißers kontra Trump ausfüllen kann. „Kaine hat eine frische, lebensbejahende Art, die authentisch wirkt“, kommentierten US-Beobachter, „dass kann Clinton nur helfen.“ Der seit 25 Jahren im Washingtoner Machtgetriebe steckenden Juristin haftet der Ruf an, künstlich und kalkulierend zu sein. Ihre Beliebtheitswerte sind kaum besser als die von Donald Trump. Zudem macht ihr nach wie vor die E-Mail-Affäre aus ihrer Zeit als Außenministerin zu schaffen. Die Republikaner sehen darin einen Straftatbestand.

Am Montag halten Bernie Sanders und Präsidentengattin Michelle Obama die zentralen Reden. Am Dienstag wird Ex-Präsident Bill Clinton für seine Frau werben. Tags drauf legen Barack Obama und sein Vize Joe Biden nach. Am Donnerstag wird Hillary Clinton ihre Vision für Amerika darlegen.

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