Kommentar zu US-Botschafter Grenell Cowboy-Botschafter

Meinung | Berlin · Auch wenn dieser US-Botschafter das dazu nötige Handwerk womöglich nicht mehr lernen will, die Cowboy-Methoden muss sich die Bundesregierung nicht bieten lassen, kommentiert GA-Redakteur Holger Möhle.

Richard Allen Grenell, der neue Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika (USA), mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Richard Allen Grenell, der neue Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika (USA), mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Foto: dpa

Ein Botschafter und seine Botschaft: Richard Grenell, dem Posten nach erster US-Diplomat in Deutschland, pfeift auf die Diplomatie, sondern läuft lieber mit dem Vorschlaghammer durch das politische Berlin. Grenell, enger Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, ist der personifizierte Stilbruch. Er schert sich – ganz wie sein Chef – nicht um diplomatischen Feinschliff, sondern poltert, kaum im Gastland angekommen, munter drauflos.

Zu jedem Thema eine Meinung. Und zu jedem Thema einen Kanal: Twitter. Ob Atomabkommen, Klimavertrag oder Strafzölle – Grenell schrammt so sehr über das diplomatische Parkett, dass er nun im Auswärtigen Amt seine Provokationen nach Art, Inhalt und Stil gerne erläutern durfte. Grenell ist ein Poltergeist. Und das will er auch sein.

Der Anti-Politiker Trump hat den Anti-Diplomaten Grenell zu seinem Botschafter in Deutschland gemacht. Diese Personalie ist ein Statement an sich. Man könnte sie auch Kampfansage nennen. Grenell darf den alten Bündnispartner Deutschland, der nicht mit der gewünschten Geschwindigkeit das Zwei-Prozent-Ziel der Nato erfüllen will und sich auch sonst Trump nicht unterwerfen mag, an den Ohren ziehen. Dazu haben sie ihm im Auswärtigen Amt in bester Diplomatenmanier nun einige Takte mit auf den Weg in die Botschaft gegeben. Richtig so!

Auch wenn dieser US-Botschafter das dazu nötige Handwerk womöglich nicht mehr lernen will, die Cowboy-Methoden muss sich die Bundesregierung nicht bieten lassen. Grenell mag Klartext? Davon hat er nun in Berlin reichlich bekommen.

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