Washington wird bunter Colorado hat den ersten homosexuellen Gouverneur

Washington · GA-Korrespondent Dirk Hautkapp blickt nach den Zwischenwahlen auf die USA. Frauen haben mehr Zugang zur Macht und Jared Polis aus Colorado wird Amerikas erster homosexueller Gouverneur.

Amerikas Demokratie ist zwei Jahre nach dem Überraschungssieg Donald Trumps bunter geworden. Die Zwischenwahlen haben eine Reihe neuer Gesichter in den Kongress und in die Landesparlamente befördert, die nach Einschätzung von Wahlanalysten auf die langfristigen demografischen Trends hinweisen: „Die Vereinigten Staaten werden immer weniger weiß sein. Religiöse und gesellschaftliche Anschauungen werden vielschichtiger.“

Die meisten Premieren gehen auf das Konto der Demokraten. Sie können damit wuchern, viele Frauen an die Schaltknöpfe der Politik gebracht zu haben. Allen voran Alexandria Ocasio-Cortez. Die New Yorkerin, die sich als demokratische Sozialistin bezeichnet und politisch mit dem früheren Präsidentschaftskandidaten Bernie Sanders konform geht, ist mit 29 Jahren die jüngste Frau, die jemals in den Kongress gewählt wurde.

Erste muslimische Abgeordnete

Rashida Tlaib (42) ist dagegen die erste muslimische Abgeordnete im Repräsentantenhaus. Die Amerikanerin mit palästinensischen Einwandererwurzeln kommt aus Michigan. Ihr folgt die in Somalia geborene Ilhan Omar, die in Minnesota für die Demokraten einen Sitz gewann. Die 36-jährige Muslimin floh mit ihrer Familie im Alter von acht Jahren vor dem Bürgerkrieg in ihrem ostafrikanischen Geburtsland. Sie lebt seit 1997 in den USA.

Geschichte geschrieben haben auch Deb Haaland (57) und Sharice Davids. Sie sind die ersten Nachfahren der indigenen Urvölker Amerikas im Repräsentantenhaus. Haalands Mutter gehört zum Stamm der Laguna Pueblo im Bundesstaat New Mexico. Die Tochter will sich in Washington dafür einsetzen, dass „Native Americans“ mehr Mitsprachrechte bekommen. Spezifisch will sie gegen die gesundheitliche Verelendung vieler Nachfahren der Indianer-Völker vorgehen.

Sharice Davids (38) gehört zur Ho-Chunk-Nation, einem Stamm im Bundesstaat Wisconsin. Sie gewann ihr Mandat in der Republikaner-Hochburg Kansas. Die ehemalige Profi-Kampfsportlerin ist lesbisch.

Durchbruch für LGBTQ-Gemeinde

Als weiteren Durchbruch für die LGBTQ-Gemeinde (Schwule, Lesben, Bi- oder Transsexuelle und Unentschiedene) gilt der Sieg von Jared Polis in Colorado. Der 43-jährige Unternehmer, der mit Online-Grußkarten reich geworden ist, wird der erste homosexuelle Gouverneur Amerikas. Polis, seit langem im Kongress als normaler Abgeordneter tätig gewesen, lebt mit seinem Mann zusammen, mit dem er zwei Kinder hat.

Mit Ayanna Pressley (44) zieht die erste schwarze Politikerin aus dem liberalen Ostküsten-Bundesstaat Massachusetts in den Kongress ein. Sie hatte leichtes Spiel, es gab keinen republikanischen Gegenkandidaten.

Bei den Republikanern halte sich die Überraschungen in Grenzen. In North Dakota hat der von Präsident Trump gepushte Kevin Cramer die Ära der Demokratin Heidi Heitkamp im Senat beendet. In Indiana schaffte der Bruder von Vizepräsident Mike Pence, Greg Pence, mit Kritik am Abtreibungsrecht und scharfen Plädoyers für privaten Waffenbesitz den Sprung ins Abgeordnetenhaus. In South Dakota wird die Republikanerin Kristi Noem die erste Gouverneurin des Bundesstaates.

Aus Utah kriegt Präsident Trump einen prominenten Kritiker an die Seite: Mitt Romney, der ehemalige Präsidentschaftskandidat der Republikaner gegen Barack Obama, zieht für den Mormonenstaat in den Senat ein. Vorher war er schon Gouverneur im Bundesstaat Massachusetts.

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