"Puigdemont Go" und andere Spiele gegen die Frustration Carles Puigdemont wird zur Hauptfigur in Computerspielen

Madrid · In Spielen wie „Puigdemont Go“ und „Whack Puigdemont“ kann man nun Kataloniens Kampf um die Unabhängigkeit selbst ausfechten. Mehrere Entwickler haben Spiele für den Computer oder das Smartphone rausgebracht.

Der von Madrid abgesetzte ehemalige katalanische Regierungschef Carles Puigdemont sitzt in Brüssel im Exil und kann nicht zurück, denn ihm droht die sofortige Verhaftung und ein Verfahren wegen „Rebellion“ und „Aufstand“. Das ideale Material für ein Handy- und Computerspiel dachten sich ein paar junge Informatiker auf Mallorca und machten sich ans Werk. Was dabei herauskam, heißt „Puigdemont Go“. Erst einmal läuft es nur auf Android und auf der Homepage satiragames.com. Eine iOS-Version soll bald schon folgen.

Der Spieler muss Puigdemont helfen, aus Brüssel nach Barcelona zurückzukehren. Der Politiker ist dabei so etwas wie ein katalanischer Supermario. Er überwindet Hindernisse und schleudert katalanische Fahnen auf seine Gegner – unter ihnen der spanische Ministerpräsident Mariano Rajoy. Dabei wird Puigdemont mit der spanischen Verfassung, Justizhämmern und Polizeiknüppeln angegriffen.

„Puigdemont Go“ ist bei weitem nicht alles, was der Google-Play-Store zu bieten hat. Bei „Camino a la Independencia“, dem „Weg zur Unabhängigkeit“, geht es darum, „Unabhängigkeitspunkte“ zu sammeln. Dafür muss ein Puigdemont, der wie Doktor Seltsam auf einer Bombe mit dem Schriftzug „DUI“ (Abkürzung für: Einseitige Unabhängigkeitserklärung) reitet, einen Rajoy zerstören. Auch dieser sitzt Münchhausen ähnlich auf einer Bombe mit der Zahl 155, dem Artikel der spanischen Verfassung, mit der Madrid Katalonien unter Zwangsverwaltung gestellt und Puigdemont entlassen hat.

Spiel soll persönliche Frustration abbauen

In „Flappy Catalunya“ fliegt Puigdemont auf einer Estelada – der Fahne der Unabhängigkeitsbewegung durch die Gegend. Nur wer schnell genug reagiert, kann den spanischen Fahnen und damit dem sicheren Tod ausweichen. Genau den gegenteiligen Ansatz verfolgt „Whack Puigdemont“ (Schlag Puigdemont). Hier geht es darum, den flüchtigen Katalanen so schnell wie möglich einzubuchten. Achtung: Wer Spaniens Ministerpräsidenten Rajoy auch nur aus Versehen bei seiner Arbeit behindert, verliert ein Leben. Das Spiel richtet sich – so die Beschreibung – an alle, die „ihre politischen Frustrationen mit Puigdemont zum Ausdruck bringen“ wollen.

„Indenuts“ steht über den Dingen. Der Spieler kann sich aussuchen, ob er Puigdemont oder Rajoy ist. Wer „Indenuts“ spielt, sollte schon Spanier sein, oder länger dort gelebt haben, denn sonst ist nur schwer zu verstehen, warum es lustig ist, dass sich ein Puigdemont und ein Rajoy gegenseitig in den Unterleib treten. Nur wer die oben eingeblendete Hashtags verstehen und zuordnen kann, wer weiß, woher die Musik stammt und wer den pubertären Humor spanischer Jungs und Männer kennt, kann dem Spiel – wenn auch mit viel Mühe – etwas abgewinnen.

Risse im Lager der Unabhängigkeitsbefürworter

Im realen Leben geht unterdessen das Tauziehen um Puigdemonts Zukunft weiter. Die Fraktion des katalanischen Unabhängigkeitsanführers will dessen Wahl zum Regionalpräsidenten im Brüsseler Exil per Gesetzesänderung ermöglichen. Die Fraktion reichte am Freitag im Regionalparlament in Barcelona einen entsprechenden Gesetzentwurf ein, der auch das Regieren aus dem Ausland erlaubt. Das Parlament soll demnach mit absoluter Mehrheit beschließen können, die Debatte zur Amtseinführung des Regionalpräsidenten auch in dessen Abwesenheit zu führen. Außerdem soll das Regieren der Region „aus der Ferne“ erlaubt werden, unter anderem mit technischen Mitteln wie Video- oder Telefonkonferenzen.

Bei den Wahlen in Katalonien im Dezember verteidigte das Lager der Unabhängigkeitsbefürworter seine absolute Mehrheit. Puigdemont soll deswegen eigentlich wieder Regionalpräsident werden. Das spanische Verfassungsgericht urteilte aber Ende Januar, für eine Amtseinführung müsse Puigdemont persönlich vor dem Regionalparlament erscheinen.

Inzwischen ziehen sich auch Risse durch das Lager der Unabhängigkeitsbefürworter. Der inhaftierte Ex-Vizeregionalpräsident Oriol Junqueras schlug am Donnerstag vor, Puigdemont solle die Rolle eines „symbolischen“ Präsidenten übertragen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Falsche Zeichen
Kommentar zum Treffen von Steinmeier mit Erdogan Falsche Zeichen
Aus dem Ressort