Diplomatie Bericht: Russland schikaniert US-Diplomaten in Europa

Washington/Moskau · Nächtlich verschobene Möbel, bis in die Schule verfolgte Kinder: Einem Medienbericht zufolge drangsaliert Moskau US-Diplomaten in ganz Europa. Einer spricht gar von einem "grauen Krieg". Gegenmaßnahmen laufen. Russland weist den Bericht zurück und erhebt selbst Vorwürfe.

 Aus Moskau berichten die Diplomaten laut "Washington Post" von aufgeschlitzten Reifen oder Schikanen der Verkehrspolizei.

Aus Moskau berichten die Diplomaten laut "Washington Post" von aufgeschlitzten Reifen oder Schikanen der Verkehrspolizei.

Foto:  Sergei Ilnitsky

Russland drangsaliert und schikaniert einem US-Medienbericht zufolge amerikanische Diplomaten in Moskau und europäischen Staaten immer mehr.

Es handle sich um eine regelrechte Kampagne russischer Geheim- und Sicherheitsdienste, schreibt die "Washington Post". Ziel seien auch Botschaftsmitarbeiter und deren Familien.

Der Sprecher des Außenministeriums, John Kirby, bestätigte der Zeitung eine rapide Zunahme entsprechender Delikte seit 2014. Es werde ein Zusammenhang mit den westlichen Sanktionen gegen Russland wegen des Ukraine-Konflikts vermutet.

Russland wies den Bericht zurück. "Der Druck steigt im Gegenteil auf russische Diplomaten in den USA", sagte Außenamtssprecherin Maria Sacharowa der Agentur Tass zufolge. Zuletzt habe es immer neue Beschränkungen und Provokationen gegeben, auch vonseiten von CIA und FBI. "Es wurde auch unzulässig Druck ausgeübt, sogar in Anwesenheit von Familienmitgliedern", sagte Sacharowa. Der Medienbericht verschlechtere die bilateralen Beziehungen.

Hingegen hatte die Sprecherin des US-Außenministeriums, Elizabeth Trudeau, am Montag (Ortszeit) eine Zunahme der Schikanen bestätigt. Ohne ins Detail zu gehen sagte sie, auch andere Länder klagten über diese Probleme. Berichte über amerikanischen Druck auf russische Diplomaten seien substanzlos, meinte Trudeau.

Die USA hätten gegen die Schikanen immer wieder erfolglos Protest eingelegt, auch auf höchster Ebene wie bei einem Besuch von Außenminister John Kerry in Moskau. Bei einem Treffen mehrerer US-Botschafter aus Europa und Russland in Washington sei das Thema kürzlich ausführlich zur Sprache gekommen.

Familien werde nachgestellt, negative Geschichten über Diplomaten würden in Medien lanciert, schreibt die "Washington Post". In einer Reihe geheimer Memos, die der Zeitung vorliegen, werde von russischen Einbrüchen in die Häuser der Diplomaten berichtet. Dort würden Möbel verschoben sowie alle Lichter und das Fernsehen eingeschaltet.

Aus Moskau berichten die Diplomaten der "Washington Post" zufolge von aufgeschlitzten Reifen oder Schikanen der Verkehrspolizei. Kindern werde bis in die Schule nachgestellt, unversehens tauchten auch uneingeladene Russen auf privaten US-Partys auf, um diese zu stören.

Ein in Tschechien stationierter US-Diplomat sprach von einem "grauen Krieg" Moskaus in Europa. Als Konsequenz werden nun alle Diplomaten, die nach Europa geschickt werden, besonderem Training unterzogen.

Ein Sprecher der russischen Botschaft in Washington bestätigte der Zeitung die Aktionen im Wesentlichen, ohne Einzelheiten zu bestätigen. Er nannte sie eine Reaktion Moskaus auf Schikanen, die russische Diplomaten in den USA erleiden müssten. Diplomatischer Alltag beruhe immer auf dem Prinzip von Gegenseitigkeit. Auch seien die Aktionen eine Konsequenz der generellen Verschlechterung der Beziehungen beider Länder.

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