Trump Jr. in der Kritik „Größte Hexenjagd in politischer Geschichte“

Washington · US-Präsident Donald Trump nimmt seinen Sohn in der Russland-Affäre in Schutz.

 Donald Trump Jr..

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Foto: dpa

Im Leben von US-Präsident Donald Trump und seinem gleichnamigen Sohn – Zusatz: junior – gab es schon einmal eine lange Phase der Entfremdung. Als sich der damalige New Yorker Lebemann unter großem öffentlichen Tamtam Anfang der 1990er Jahre von dem blonden Model Ivana trennte, der Mutter von Donald, Eric und Ivanka Trump, floh der Erstgeborene aus Protest für ein Jahr in die damalige Tschechoslowakei und lernte bei Großvater Miloš das Jagen. Jenes Rüstzeug, das ihm zuletzt nach allzu triumphalen Fotos als Großwildjäger in Afrika mit abgeschnittenen Elefantenschwänzen und toten Leoparden den Zorn von Tierschützern einbrachte.

In den nächsten Tagen wird sich zeigen, ob das Verhältnis zwischen Donald Trump jr. („Donny“) und seinem „Daddy“ abermals erkaltet. Durch sein konspiratives Treffen mit einer russischen Anwältin, die im vergangenen Juni aus russischer Geheimdienstküche stammendes belastendes Material gegen die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton verhieß, hat der 39-Jährige seinem im Amt von Pleiten und Pannen verfolgten Vater einen Bärendienst erwiesen.

Der durch E-Mails beglaubigte und von Trump jr. verblüffend offen eingestandene Akt ist nach übereinstimmender Kommentierung mehrerer US-Medien der erste harte Beleg dafür, dass der Trump-Clan gegen alle anderslautenden Beteuerungen im bitterbösen Wahlkampf sehr wohl empfänglich für russische Hilfe war.

Während sich Juristen über die Frage beugen, ob Trumps Zögling gegen Wahlgesetze verstoßen oder sogar Landesverrat begangen haben könnte, richten professionelle Beobachter den Blick auf den in diesen Tagen besonders wankelmütigen und leicht reizbaren Präsidenten.

Wird er seinen Sohn, der im Wahlkampf einer der lautstärksten Unterstützer war und seit Amtsantritt gemeinsam mit Bruder Eric das väterliche Milliardenunternehmen führt, zum eigenen Schutz aus dem Verkehr ziehen? Trump junior hat sich mit seiner digital dokumentierten Vorfreude auf Anti-Clinton-Material aus russischen Quellen („Wenn es das ist, was Sie sagen, liebe ich es“) in hohem Maße „angreifbar“ gemacht, sagen republikanische Abgeordnete. Auch wenn der Kreml und die russische Milliardärsfamilie Agalarow, die bei der Anbahnung des Kontaktes eine Rolle spielte, alle Vorwürfe vehement zurückweisen.

Aber noch ist Trump senior nicht so weit. „Das ist die größte Hexenjagd in der politischen Geschichte. Traurig!“, twitterte der Präsident und nahm seinen Sohn in Schutz. Der sei „unschuldig“, liebe sein Land und sei überhaupt ein „großartiger“ Kerl. Intern, so berichten Hauptstadtmedien in Washington, soll der Präsident jedoch schäumen. Weil der neue Russland-Skandal alle innenpolitischen Debatten überlagert und die Geduld der Republikaner im Kongress strapaziert. Und weil Vizepräsident Mike Pence auffällig auf Distanz gegangen ist. Anstatt sich, wie erhofft, für Trump jr. in die Bresche zu werfen.

Trump, seit Mittwoch zu Besuch in Frankreich, wollte nach dem G20-Gipfel in Hamburg daheim endlich als Staatsmann punkten, der der Welt seine „America First“-Grenzen aufgezeigt hat. Sein eigener Sohn hat die Kalkulation durchkreuzt. Das Treffen mit der russischen Anwältin Natalia Weselnizkaja, an dem auch Trumps Schwiegersohn Jared Kushner und der ehemalige Wahlkampfmanager Paul Manafort zeitweise teilnahmen, wird demnächst in den Untersuchungen von Sonderermittler Robert Mueller und in Kongressanhörungen eine zentrale Rolle spielen.

Dort will Trump jr. unter Eid aussagen, dass er sich keiner Regelbrüche bewusst ist. Schließlich hätten sich die 20 Minuten mit der Russin als „verschwendete Zeit“ erwiesen. Zu keiner Zeit sei kompromittierendes Material gegen Clinton präsentiert worden. Dass er dem Gespräch überhaupt zustimmte, ist für Trump jr. keine Sünde. Sondern mehr ortsübliches Verhalten im politischen Grabenkampf.

Die mutmaßlich live im Fernsehen zu sehende Vernehmung des stets üppig gegelten Geschäftsmanns bereitet dem Weißen Haus Kopfzerbrechen. Anders als seine parkettsichere Schwester Ivanka steht Donald Trump jr. unter Druck oft eine schwer zügelbare Streitlust im Weg. Und das Unvermögen, Fehler aufrichtig einzugestehen. Wie der Präsident, für den er als 13-Jähriger zum ersten Mal in einem Hotelcasino jobbte, sucht der fünffache Vater sein Heil in der aggressiven Vorwärtsverteidigung. Selbst Trump-freundliche Medien wie das „Wall Street Journal“ sehen Ungemach auf den Präsidenten zukommen. Alle Hoffnungen darauf, die Russland-Affäre zu den Akten legen zu können, seien durch Donald Trump jr. bis auf Weiteres zunichtegemacht worden.

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