Kommentar zum Treffen des Zentralrats der Muslime mit der AfD Zwei Welten

Meinung | Berlin · Konnte das gut gehen? Der Zentralrat der Muslime in Deutschland und die islam-kritische Alternative für Deutschland (AfD) haben es versucht und festgestellt: Es geht nicht.

 Vorübergehend an einem Tisch: AfD-Chefin Frauke Petry (r.) und Armin Paul Hampel, AfD-Landesvorsitzender in Niedersachsen, mit der Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nurhan Soykan (l.), und Sadiqu Al-Mousllie zu Beginn des Treffens.

Vorübergehend an einem Tisch: AfD-Chefin Frauke Petry (r.) und Armin Paul Hampel, AfD-Landesvorsitzender in Niedersachsen, mit der Generalsekretärin des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Nurhan Soykan (l.), und Sadiqu Al-Mousllie zu Beginn des Treffens.

Foto: epd

Ihr Treffen auf Initiative des Zentralrats hat keinen Millimeter Annäherung gebracht. Dabei ist dieser Dialog jede Anstrengung wert, weil es im Ergebnis, wenn es denn eines gäbe, darum geht, eine gesellschaftliche Kluft zwischen Islamkritikern und Muslimen zu verkleinern. Die AfD, bestärkt durch die Wahlerfolge in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt, agiert in dem (Selbst- ) Bewusstsein, dass es in der Gesellschaft ein stärker werdendes Gefühl, auch Unbehagen, gibt, die hohe Zahl der Flüchtlinge aus muslimischen Ländern könnte Charakter und Identität des eigenen Landes verändern.

So profitiert die AfD von der vielfach diffusen Angst vieler Menschen und verspricht Zukunft und Sicherheit mit einem Rückfall zum Nationalstaat, obwohl jede Kirchenmaus weiß, dass in der Welt mächtiger Bündnisse und vernetzter Interessen kein Land allein im internationalen Wettbewerb bestehen kann. Bundeskanzlerin Angela Merkel versucht auch dieser Tage in Istanbul wieder, den Flüchtlingspakt der EU mit der Türkei zu retten, doch vor diesem politischen Handel, der Visafreiheit für Türken verspricht, müssen eben auch Bedingungen erfüllt sein.

Der Zentralrat der Muslime wiederum muss sich angegriffen fühlen, wenn eine Partei wie die AfD in ihrem Programm betont, dass der Islam nicht zu Deutschland gehöre, wo doch die Bundespräsidenten Christian Wulff und Joachim Gauck wie auch Bundeskanzlerin Merkel ganz bewusst das Gegenteil davon betont haben.

Dialog zwischen den Kulturen und Religionen ist unerlässlich für das friedliche Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen und Herkunft. Deutschland ist längst ein Einwanderungsland (das weltweit zweitbeliebteste hinter den USA), und daran werden auch die Marktschreier einer angeblichen Überfremdung nichts ändern.

Zentralrat der Muslime und Alternative für Deutschland können nach ihrem ersten direkten Treffen erst einmal darauf verweisen, dass beide Seiten jeweils voll umfänglich bei ihren Positionen bleiben können. Zwei Welten. Damit ist zunächst nichts gewonnen, aber auch noch nichts verloren. Der Scheindialog kann immer noch zu einem echten Dialog zwischen organisierten Muslimen und organisierten Islamkritikern in Reihen der AfD werden. Dem Land und einer Gesellschaft, die Zuwanderung braucht, aber auch Integration einfordern darf, würde es gut tun, wenn zwei Organisationen mit sehr unterschiedlichen, ja gegensätzlichen Interessen, sich zumindest annähern würden. Dabei ist auch Teil des Kalküls der AfD, dass Abgrenzung in diesem Fall auch Zustimmung schafft. Davor müssen sich vor allem die Volksparteien fürchten.

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