99. Deutscher Katholikentag Zuwanderung als Chance

REGENSBURG · Die katholischen Christen hat das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) zum Auftakt des 99. Deutschen Katholikentages aufgerufen, sich aktiv für die Überwindung von Konflikten in Europa, im eigenen Land und zwischen den Konfessionen und Religionen einzusetzen.

"Mit Christus Brücken bauen": Unter diesem Motto steht der Katholikentag in Regensburg.

"Mit Christus Brücken bauen": Unter diesem Motto steht der Katholikentag in Regensburg.

Foto: dpa

Am Mittwochabend wurde das größte katholische Laientreffen unter der Losung "Mit Christus Brücken bauen" in Anwesenheit von Bundespräsident Joachim Gauck in Regensburg, der viertgrößten Stadt Bayerns, eröffnet. 30 000 Dauer- und 10 000 Tagesteilnehmer werden bis zum Wochenende zu über 1000 Veranstaltungen erwartet. Das Treffen schließt am Sonntagvormittag mit einem Open-Air-Gottesdienst im Stadion an der Regensburger Universität.

Aus Anlass des Katholikentages fand am Vortag der Eröffnung die Frühjahrsvollversammlung des ZdK statt, das für das größte katholische Laientreffen in Deutschland verantwortlich zeichnet.

In einem verabschiedeten "Regensburger Aufruf" heißt es: "In einem Europa der offenen Grenzen finden wir uns nicht damit ab, dass Zuwanderung vielen Menschen eher als Bedrohung denn als Chance erscheint. Deshalb wollen wir einen Beitrag zum friedlichen Zusammenleben der Menschen unterschiedlicher Kulturen leisten."

Als wichtigste Herausforderung beschreibt das ZdK die Überwindung sozialer Spaltung durch die Zuwendung zu denen, die materiell und gesellschaftlich am Rande stehen. Es setzt sich ein für die Verständigung zwischen den Völkern Europas und gegen nationalistische und populistische Strömungen und nicht zuletzt für Offenheit gegenüber Flüchtlingen und Migranten: "Das durch die wirtschaftliche und politische Integration Erreichte darf auch in einer tiefen Krise nicht leichtfertig aufs Spiel gesetzt werden. Es ist im Interesse aller, den Zusammenhalt zwischen den Völkern Europas weiter zu stärken."

Zugleich mahnt das ZdK in seinem "Regensburger Aufruf", die Zerrissenheit der eigenen Kirche nicht resigniert hinzunehmen: "Bei der Feier des Glaubens wie in ethischen Fragen und sozialen Verwerfungen unserer Gegenwart müssen Christinnen und Christen aller Konfessionen gemeinsam und sichtbar Zeugnis von der Botschaft Jesu geben."

Zugleich veröffentlichte das ZdK in Regensburg eine Untersuchung über den Anteil der Frauen an den kirchlichen Leitungspositionen. Man ist selbst überrascht, dass mehr als 35 Prozent aller ehrenamtlichen und hauptamtlichen Leitungspositionen in den Organisationen und Räten der katholischen Laienarbeit durch Frauen besetzt sind.

Damit ist das von dem Osnabrücker Diözesanbischof Franz-Josef Bode für die gesamte Kirche formulierte Ziel von 30 Prozent bereits überschritten. Die Vizepräsidentin des ZdK, Katrin Kortmann: "Wir streben aber eine paritätische Teilhabe von Frauen auf allen Leitungsebenen an. Dafür brauchen wir eine gezielte Frauenförderung in der gesamten katholischen Laienarbeit."

In seinem Rechenschaftsbericht vor der Frühjahrsvollversammlung lehnte ZdK-Präsident Alois Glück erneut eine aktive Sterbehilfe ab. Man nehme Umfrageergebnisse ernst, nach denen 70 Prozent der Deutschen eine gesetzliche Regelung zur Sterbehilfe begrüßen würden. Die dahinterliegenden Ängste müssten abgebaut werden durch eine verstärkte Palliativmedizin und Hospizarbeit.

Nach ZdK-Präsident Glück ist in Limburg der "Weg für einen Neuanfang freigemacht worden". Aber es bleibe im Bistum noch viel Aufarbeitung zu leisten.

Für die Kirche in Deutschland ergebe sich die Aufgabe, aus den Erfahrungen insbesondere im Blick auf Transparenz und Kontrolle zu lernen: "Es darf nur eines nicht passieren: Limburg darf nicht als unrühmlicher Einzelfall abgetan werden. Es müssen vielmehr Sicherheit- und Warnmechanismen aufgebaut werden, damit sich eine solche Situation nicht auch an anderer Stelle ergibt."

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