Kommentar zur Situation in Katalonien Zurück zur Vernunft

Meinung | Bonn · Beide Seiten müssen das Wichtigste noch lernen: aufeinander zuzugehen, kommentiert Lutz Warkalla.

 Spanische Polizisten stießen während des Referendums mit Pro-Referendum Demonstranten zusammen.

Spanische Polizisten stießen während des Referendums mit Pro-Referendum Demonstranten zusammen.

Foto: dpa

Mit der Anerkennung des Paragrafen 155 der spanischen Verfassung, der die Basis für die Ablösung der katalanischen Regierung im Oktober und die Ansetzung von Neuwahlen darstellt, haben die zehn in Untersuchungshaft sitzenden Separatistenführer einen ersten Schritt zurück zur Vernunft getan – auch wenn zwei von ihnen sich noch nicht einmal dazu durchringen konnten, auf Fragen der Staatsanwaltschaft zu antworten.

Noch hat der Richter nicht entschieden, ob die acht früheren Mitglieder der katalanischen Regierung und zwei Führer der Unabhängigkeitsbewegung gegen Kaution aus dem Gefängnis entlassen werden. Falls ja, könnte dies die Grundlage für die bitter notwendige Deeskalation im katalanischen Unabhängigkeitskonflikt sein, der von einer Lösung noch immer weit entfernt ist.

Denn dass sie weiter ihren Traum von der Unabhängigkeit nicht nur träumen, sondern auch in die Tat umsetzten wollen – daran haben die Separatistenführer keinen Zweifel gelassen. Der entscheidende Unterschied zu früher ist, dass sie sich nun zu einem Kampf im Rahmen der Gesetze bekennen. Dies würde eine einseitige Abspaltungserklärung wie in der Vergangenheit ausschließen.

Vorentscheidend für die Zukunft wird nun die Wahl am 21. Dezember sein. Umfragen zeichnen das Bild einer zwischen Anhängern und Gegnern der Unabhängigkeit tief gespaltenen Gesellschaft. Beide Seiten müssen das Wichtigste noch lernen: aufeinander zuzugehen. Ada Colau, der Bürgermeisterin von Barcelona, die sich für einen dritten Weg einsetzt, könnte dabei eine entscheidende Mittlerrolle zukommen.

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