Bahn-Großprojekte in Nordrhein-Westfalen Züge kommen, mit dem Netz hapert es

Bonn · Wolfgang Clement hatte zu einem Ausflug ins Emsland eingeladen. Es war ein kalter Samstag im März 2001, als der NRW-Ministerpräsident seine Version einer schnellen Nahverkehrsverbindung entlang von Rhein und Ruhr präsentierte.

Nach einer Fahrt auf der Transrapid-Teststrecke sagte Clement, dass spätestens zur Fußball-WM 2006 der sogenannte Metrorapid mit bis zu Tempo 300 die großen Städte und Flughäfen zwischen Dortmund und Düsseldorf, später auch Köln, verbinden sollte. Bahnchef Hartmut Mehdorn saß seinerzeit in einem Landgasthof dabei und sagte zu, dass sein Konzern die Magnetschwebebahn betreiben würde.

Zwölf Jahre ist das nun her, doch ein schnelles Verkehrsmittel im Rhein/Ruhr-Raum gibt es immer noch nicht. In all den Jahren war zwar schon mancher Durchbruch erzielt worden, doch so richtig voran ist das Projekt Rhein-Ruhr-Express noch nicht gekommen. Das könnte sich mit der Vereinbarung, die gestern im Bonner Dienstsitz des Bundesverkehrsministeriums geschlossen wurde, nun ändern.

In der vorigen Woche schon vereinbarten die drei Zweckverbände, die den Schienennahverkehr in Nordrhein-Westfalen organisieren, dass insgesamt 80 Doppelstock-Triebwagen gekauft werden. Die sollen schneller beschleunigen als herkömmliche Regionalexpress-Züge und dadurch auch pünktlicher sein, hatte der Vorstandssprecher des Verkehrsverbunds Rhein-Ruhr, Martin Husmann, gesagt.

Während die neuen Züge in fünf Jahren da sein sollen, wird es mit dem Schienennetz wohl noch hapern. "Wir werden die Fahrzeuge aufs Gleis setzen, auch wenn noch nicht das gesamte RRX-Netz zur Verfügung steht", sagt NRW-Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) an diesem Morgen in Bonn. Auf großen Teilen des Netzes soll der RRX ein eigenes Gleis erhalten, so zum Beispiel zwischen Köln-Mülheim und Langenfeld oder auch zwischen Düsseldorf und Duisburg. Doch gerade dort, wo die Schienenstrecke ohnehin teilweise sehr nahe an den Häusern vorbeiführt, droht Widerstand der örtlichen Bevölkerung.

Groschek macht das erkennbar Sorge: "Je mehr Menschen klagen, desto mehr Zeitverzögerungen gibt es." Gern benutzt der Verkehrsminister griffige Ausdrücke, und so spricht er von einer "Allianz für Infrastruktur", die er hinzubekommen hofft - und auf möglichst wenige Klagen.

Seine Chefin, Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD), macht deutlich, was sie sich von dem schnellen Regionalzug erhofft: "Der RRX ist unser Instrument, mehr Berufspendler in die Bahn zu bekommen." 31 000 Autos könnten in der Garage bleiben, wenn der RRX dereinst "mit mehr und besseren Zügen", so Kraft, unterwegs ist.

In Sachen Betuwe-Linie erinnert die Regierungschefin daran, dass bereits 1992 Deutschland und die Niederlande eine gemeinsame Erklärung abgegeben hätten, gemeinsam eine schnelle Expressgüterstrecke zu bauen. Doch während im Nachbarland rasch erste Schritte gegangen wurden und bereits vor fünf Jahren die ersten Züge fuhren, ging es zwischen Emmerich und Oberhausen in NRW nicht voran. Dabei ist die Güterverkehrsstrecke von den niederländischen Nordseehäfen in den Rhein/Ruhr-Raum ein zentraler Bestandteil des europäischen Güterverkehrskorridors Rotterdam-Genua.

Für Grube ist besonders wichtig, dass mit dem Ausbau der Strecke, deren Name ein Naturschutzgebiet in den Niederlanden bezeichnet, schneller und langsamer Verkehr "entmischt" und dieser in Gänze beschleunigt werden kann. Dazu würde die 73 Kilometer lange Strecke ausgebaut. Auf 46 Kilometern komme ein drittes Gleis hinzu, auf drei sogar ein viertes. 55 Bahnübergänge würden beseitigt, 38 neue Brücken gebaut und elf Bahnhöfe umgebaut.

Groschek hält noch für erwähnenswert, dass an der Strecke der modernste Lärmschutz in ganz Deutschland errichtet werde. Ein solches Prädikat hätte auch Ex-Ministerpräsident Clement gefallen. War er doch immer darauf aus, NRW zu modernisieren.

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