Kommentar zur FDP Wieder da

Meinung | Berlin · Christian Lindner hat die FDP systematisch wieder aufgebaut. Die Partei kam durch Häutungen zurück zur Wählbarkeit. Das eröffnet CDU wie SPD neue Optionen.

 Trifft die viel beschworene Seele der Partei: FDP-Chef Christian Lindner beim Bundesparteitag in Berlin.

Trifft die viel beschworene Seele der Partei: FDP-Chef Christian Lindner beim Bundesparteitag in Berlin.

Foto: dpa

Schwur ist ein starkes Wort. Wenn es fällt, hat sich einer entschieden. Auf Leben und Tod. FDP-Chef Christian Lindner erzählt beim Parteitag, was er sich 2013 geschworen hat: „Das letzte Bild der Geschichte der FDP wird nicht der Jubel der Grünen über unser Ausscheiden sein.“ Diese Reaktion des politischen Konkurrenten im Moment ihrer größten Niederlage steckt den Liberalen noch in den Knochen. Um so lauter fällt ihr Applaus für Lindner aus, der damit die viel beschworene Seele der Partei trifft.

Er hat die FDP systematisch wieder aufgebaut, in Hamburg und Bremen Lebenszeichen senden, in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz an gute Zeiten anknüpfen können. Wenn sein Vize Wolfgang Kubicki nächste Woche in Schleswig-Holstein so abschneidet, wie es zweistellige Umfragewerte vorhersagen, einen Sonntag später er selbst in NRW ein gutes Ergebnis erzielt, dann hat Lindner alles richtig gemacht.

Sein Hinweis auf Rheinland-Pfalz kommt nicht von ungefähr, wenn er die Möglichkeit in den Raum stellt, von der außerparlamentarischen Opposition gleich wieder in eine Regierung einzutreten. Es ist eine weite Entwicklung vom „Alles vorbei“- zum „Alles ist möglich“-Gefühl der Liberalen. 3500 neue FDP-Mitglieder allein seit Jahresbeginn: Die Stimmung im Wahljahr ist ideal.

Die FDP kam durch Häutungen zurück zur Wählbarkeit. Das eröffnet CDU wie SPD neue Optionen. Sie sollten sich darauf einstellen, dass die FDP so günstig wie früher vorerst nicht zu haben sein wird, dann lieber in die Opposition geht. Aber auch da hat man die FDP vier Jahre schmerzlich vermisst.

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