Horst Teltschik Wie die deutsch-amerikanische Sicherheitspolitik in den 80ern gewesen ist

KÖNIGSWINTER · Als Ronald Reagan 1978 seine Präsidentschaftskandidatur vorbereitete, suchte er in Europa hochrangige Gesprächspartner - auch in Bonn. Doch die sozialliberale Bundesregierung nahm den vormaligen Hollywood-Schauspieler nicht recht ernst und zeigte ihm die kalte Schulter. Oppositionschef Helmut Kohl hingegen empfing den Republikaner. Mit dabei war Horst Teltschik, zu dieser Zeit Leiter von Kohls Büro im Bundestag.

 Auf dem Petersberg: James D. Melville, Hans-Gert Pöttering, Brent Scowcroft, Horst Teltschik und Hanns Jürgen Küsters.

Auf dem Petersberg: James D. Melville, Hans-Gert Pöttering, Brent Scowcroft, Horst Teltschik und Hanns Jürgen Küsters.

Foto: Frank Hohmann

Im Rahmen der Tagungsreihe "Die Ära Kohl im Gespräch" der Konrad-Adenauer-Stiftung sprach Teltschik am Montag auf dem Petersberg vor rund 40 Wissenschaftlern und Zeitzeugen - darunter der frühere US-Sicherheitsberater Brent Scowcroft. Es ging um die "deutsch-amerikanische Sicherheitspolitik in den 80er Jahren", und dabei berichtete Teltschik von diesem ersten Kennenlernen der späteren Staatsmänner - das ein paar Jahre später noch einmal relevant werden sollte.

Denn, so Teltschik, als sich beide 1982 erstmals als US-Präsident und als Bundeskanzler getroffen hätten, sei Reagan auf Kohl zugekommen und habe gemeint: "Helmut, we are old friends" (Helmut, wir sind doch alte Freunde). Die Basis für eine fruchtbare Zusammenarbeit war gelegt. Zumal Kohl - anders als sein Vorgänger Helmut Schmidt - die Freundschaft zu den USA als wichtigsten Pfeiler der deutschen Außenpolitik angesehen habe.

In Teltschiks Worten kam immer wieder die Bewunderung für die "ganz klaren Prinzipien" Reagans zum Ausdruck. Der Ausdruck "Reich des Bösen" für die Sowjetunion habe er eigentlich als "nicht hilfreich" empfunden, "doch Dissidenten in den Ostblockländern sagten mir, für sie sei es fast eine Befreiung gewesen, dass ein US-Präsident den Kommunismus als das bezeichnete, was er wirklich war".

Über die Verankerung im westlichen Bündnis habe man im Kanzleramt aber auch eine offensive Ostpolitik betreiben wollen, so Teltschik, sei dabei aber auf Hindernisse gestoßen. So berichtete der damalige Leiter der Kanzleramts-Abteilung für auswärtige und innerdeutsche Beziehungen von einer Reise nach Moskau 1983. Da habe die deutsche Delegation einem schwer kranken Parteichef Jurij Andropow und einem ebenso kranken engsten Berater gegenüber gesessen. "Das war makaber, denn die todkranken Männer konnten sich kaum noch bewegen und zitterten unentwegt, bedrohten unser Land aber mit Raketen."

Dass Kohl zum einen freundschaftliche Beziehungen zu Reagan, aber auch zu dessen langjährigem Vizepräsidenten und Nachfolger George Bush aufgebaut hatte und zum anderen politisch eng an der Seite der USA blieb, kam ihm - auch das wurde auf dem Petersberg deutlich - dann vor allem im Einigungsprozess 1989/90 zugute.

Weil Kohl damals die Stationierung der Mittelstreckenraketen gegen den Widerstand des größten Teils der deutschen Bevölkerung ermöglichte, habe er großes Vertrauen bei den Amerikanern genossen, sagte Tagungsleiter Hanns Jürgen Küsters und fügte hinzu: "Die Ernte hat er bei der Wiedervereinigung eingefahren." Sprich: Die USA hätten Kohl vertraut, dass er das vereinigte Deutschland im westlichen Bündnis halten wollte.

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