Thomas de Maizère im Porträt Was geschah wirklich in Hannover?

Bonn · Was geschah wirklich in Hannover am Abend des wegen Terrorgefahr abgesagten Länderspiels? Was war geplant? Während die deutschen Behörden sich mit Informationen zurückhalten, kocht die Gerüchteküche. Den Anfang macht die Kreiszeitung Syke: Sie bringt die Story mit dem Rettungswagen in die Welt.

 Schweigt beharrlich: Innenminister Thomas de Maizère.

Schweigt beharrlich: Innenminister Thomas de Maizère.

Foto: AFP

Sie meldet um 20.11 Uhr über Twitter, im Bereich des Stadions solle "ein sogenannter Gefährder gesichtet worden sein, der den Behörden bekannt ist. Sicherheitskräfte haben zudem einen Rettungswagen entdeckt, in dem sich Sprengstoff befand."

Die Meldung macht schnell die Runde, das Dementi lässt nicht lange auf sich warten: Um 21.50 zitiert die Zeitung in ihrer Online-ausgabe den niedersächsischen Innenminister Boris Pistorius (SPD): "Es lässt sich bislang nicht bestätigen, dass in einem Krankenwagen oder einem anderen Fahrzeug Sprengstoff war." Dennoch schafft es der Rettungswagen (allerdings mit Fragezeichen) bis auf die Seite eins der Bild Zeitung.

Die legt in ihrer Online-Ausgabe am Mittwochabend nach und berichtet über ein geheimes Papier des Verfassungsschutzes, das am Dienstag an das Bundesinnenministerium gegangen sei. Kern des Inhalts: Eine Gruppe von Attentätern plane, mehrere Sprengsätze im Stadion zu zünden und eine weitere Bombe an einem Bahnhof in Hannover zu platzieren.

Die Sprengsätze sollten in einem Rettungswagen in das Stadion geschmuggelt werden. Auch der NDR berichtet unter Berufung auf den Verfassungsschutz, die Bomben sollten in einem "Fahrzeug mit Zugangsberechtigung" ins Stadion gebracht werden.

Das Bundesinnenministerium bleibt bei seiner Linie: Schweigen, nichts bestätigen, aber auch nichts dementieren. Ob es eine reale Bedrohung gegeben habe, "das wissen wir nicht", sagt Thomas de Maizère am Donnerstag Vormittag.

Die Kreiszeitung Syke sieht sich durch die Entwicklung bestätigt. Sie bleibt jedenfalls bei ihrer Darstellung, ein Rettungswagen solle "mit Sprengstoff bestückt" gewesen sein, und bezieht sich auf eine seriöse Quelle. Die offizielle Version lautet weiter: kein Sprengstofffund. Dafür wartet die Hannoversche Allgemeine Zeitung mit erstaunlich detaillierten Informationen auf, die vom französischen Geheimdienst stammen sollen. Demnach hat eine fünfköpfige Extremistengruppe einen Anschlag auf das Länderspiel geplant. Der Anführer der Attentäter soll einen deutschen Pass besitzen.

Fünf Bombenexplosionen seien geplant gewesen: Drei Bomben sollten in einem Fahrzeug mit Zufahrtsberechtigung oder durch einen Attentäter mit Eintrittskarte ins Stadion gebracht werden, ein weiterer Sprengsatz sollte an einer Bushaltestelle deponiert werden.Sieben Stunden später hätte die einzige Frau aus der Gruppe einen Sprengsatz an einem nicht näher spezifizierten Bahnhof zünden sollen. Dabei sollte es sich den Angaben zufolge nicht um einen Selbstmordanschlag handeln. Diese Informationen seien, siehe Bild Online, am Dienstag an das Bundesinnenministerium gegangen.

Was ist Fakt, was ist Spekulation? Wenigstens bei der angeblichen Bombenattrappe, die nach der Absage des Länderspiels in einem IC in Hannover gefunden wurde und für viel Aufregung sorgte, weiß man inzwischen mehr: Gestern meldete sich der Besitzer des verdächtigen Pakets bei der Polizei und lieferte eine einfache Erklärung: Er habe das Päckchen mit Elektrobauteilen und Kabeln in der Eile beim Umsteigen im Zug vergessen. Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall damit erledigt.

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