Kommentar zur Bundeswehr Viele Fronten

Meinung | Berlin · Ihre bisherige Bilanz als Verteidigungsministerin ist sauber, daher kann Ursula von der Leyen im Skandal um Franco A. auf Kredit zählen. Insbesondere die Union versammelt sich hinter ihr. Diese Rückendeckung braucht die Ministerin dringend.

 Versprechen Aufklärung auf höchster Ebene: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Generalinspekteur Volker Wieker.

Versprechen Aufklärung auf höchster Ebene: Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen und Generalinspekteur Volker Wieker.

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Mit dem Rücken zur Wand stand von der Leyen schon mehrfach in ihrer Karriere als Ministerin. In ihren Ressorts erst für Familie, dann für Arbeit und nun für Verteidigung gab es immer diese von enormer öffentlicher Aufmerksamkeit begleiteten von-der-Leyen-Momente, in denen sie einen Tunnelblick bekam, unbedingt etwas durchsetzen wollte und sich plötzlich im Hagel der Kritik sah: Kita-Plätze, Bildungskarte, Frauenquote, Ausmusterung des Sturmgewehrs G36. Auch die Tage, in denen sie als mögliche Bundespräsidentin gehandelt wurde, sind ein solcher Moment.

Sie hat nicht alle Schlachten gewonnen, ist aber stets weitgehend unbeschadet herausgekommen. Bislang. Nun aber hat sie sich nicht mit der eigenen Partei oder dem Koalitionspartner angelegt. Sie hat die Truppe gegen sich aufgebracht, und das ist gefährlich.

Ihre bisherige Bilanz als Verteidigungsministerin ist sauber, daher kann sie im Skandal um Franco A. auf Kredit zählen. Insbesondere die Union, die von der Leyen auch schon oft genug verärgert hat, versammelt sich hinter ihr.

Diese Rückendeckung braucht die Ministerin dringend. Denn politisch gesehen hat von der Leyen mit ihrem Vorstoß gegen die Missstände in der Truppe eine Art Mehrfrontenkrieg angezettelt. Sie steht nun in der Kritik der Soldaten, des Koalitionspartners SPD und der Opposition. Zugleich hat sie diejenigen auf den Plan gerufen, die aus ideologischen Gründen die Bundeswehr grundsätzlich ablehnen. Es wird nicht leicht werden, den Pfropfen wieder auf die Flasche zu bekommen.

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