Kommentar zum Verzicht von Sahra Wagenknecht Verzockt

Meinung | Berlin · Sowohl in der Partei als auch in der Bundestagsfraktion haben ihr die Links-Genossen sehr übel genommen, dass Wagenknecht (und ihr Ehemann Oskar Lafontaine) mit der Gründung ihrer Sammlungsbewegung „Aufstehen“ versucht haben, der eigenen Partei Konkurrenz zu machen, kommentiert Holger Möhle.

 Kündigte ihren Rückzug vom Linken-Fraktionsvorsitz an: Sahra Wagenknecht.

Kündigte ihren Rückzug vom Linken-Fraktionsvorsitz an: Sahra Wagenknecht.

Foto: dpa

Sahra Wagenknecht ist fertig mit „Aufstehen“. Sie kann sich wieder setzen. Jetzt verzichtet die Linke-Frontfrau auch noch auf eine nächste Kandidatur für den Fraktionsvorsitz. Hoch gepokert, hart gezockt, viel Unruhe und Streit in ihre Partei Die Linke gebracht. Mehrere Friedenstreffen von Wagenknecht und des Co-Fraktionschefs Dietmar Bartsch mit den beiden Parteivorsitzenden Katja Kipping und Bernd Riexinger haben wenig Frieden, vor allem aber keine Einigkeit gebracht. Bestenfalls kam dabei ein brüchiger Waffenstillstand heraus. Solcher Streit über Jahre unter ziemlich besten Parteifeinden zerrt an den Nerven, er verbraucht Energie und er ist schlecht für die Gesundheit.

Wagenknecht, für manche Galionsfigur eines linken Aufbruchs, für andere (gerade in ihrer Partei) einfach nur Spalterin, hat nun kapituliert. Ihr Verzicht auf eine erneute Kandidatur für den Vorsitz der Bundestagsfraktion wird im eigenen Lager nicht nur bedauert. Sowohl in der Partei als auch in der Bundestagsfraktion haben ihr die Links-Genossen sehr übel genommen, dass Wagenknecht (und ihr Ehemann Oskar Lafontaine) mit der Gründung ihrer Sammlungsbewegung „Aufstehen“ versucht haben, der eigenen Partei Konkurrenz zu machen. Selbstredend hat Wagenknecht dies bestritten, sondern stets betont, ihre Absicht sei gewesen, die Basis der Linken zu verbreitern. Aber das macht man doch am besten immer noch in der eigenen Partei.

Tatsächlich muss sich Wagenknecht eingestehen, dass sie sich schlicht verzockt hat. Ihr Versuch, Populisten von Links und Rechts anzusprechen, sich dabei in der Flüchtlingspolitik mit Einschränkungen bei der Zuwanderung gegen die eigene Parteispitze zu stellen, ist gescheitert. Wagenknecht hat sich festgefahren – in ihrer eigenen Sackgasse.

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