Kommentar über die Zukunft von Martin Schulz Versöhnlich

Meinung · Martin Schulz war der falsche Mann für die Bundespolitik. In Sachen Europa hat es an seinen Qualitäten nie Zweifel gegeben. Die Kandidatur zur Europawahl wäre ein versöhnlicher Abschluss, kommentiert GA-Chefredakteur Helge Matthiesen.

Die Kandidatur wäre ein versöhnlicher Abschluss für den von Missverständnissen, Fehleinschätzungen und Intrigen geprägten Versuch, das Bundeskanzleramt zu erobern, kommentiert Helge Matthiesen.

Martin Schulz war der falsche Mann für die Bundespolitik. In Sachen Europa hat es an seinen Qualitäten nie Zweifel gegeben. Insofern ist es richtig, wenn die SPD erwägt, ihn bei der Europawahl 2019 zum Spitzenkandidaten zu machen. Die Sozialdemokraten sind kaum in der Lage, erfahrene Politiker vorzeitig aufs Altenteil zu schicken, zumal jüngere auf diesem Feld derzeit nicht nach vorne drängen. Die Personaldecke ist dünn.

Die Kandidatur wäre ein versöhnlicher Abschluss für den von Missverständnissen, Fehleinschätzungen und Intrigen geprägten Versuch, das Bundeskanzleramt zu erobern. Schulz ist in seiner Kernkompetenz Europa nicht so beschädigt, dass er es nicht noch einmal versuchen sollte.

Das Gleiche lässt sich auch über Sigmar Gabriel sagen, der einst den Weg für Schulz frei machte und sein Schicksal damit unglücklich an das Schulz' knüpfte. Auch an seiner politischen Kompetenz gibt es keine berechtigten Zweifel. Wenn es um seine Zukunft geht, wird ebenfalls über eine Weiterverwendung in Europa spekuliert.

Anders als Schulz hat Gabriel derzeit jedoch wenig Freunde in der Führungsspitze der SPD. Die wird es zu verhindern wissen, dem gerade erfolgreich verdrängten ehemaligen Parteichef eine neue Machtbasis zuzuschustern – und sei sie in der Nachbarschaft von Schulz. Insofern sagt die Unterstützung für Schulz auch etwas über die Frage, für wie stark man ihn hält. Gabriel wird von seinen Konkurrenten in Berlin in jedem Fall ernster genommen. Für ein versöhnliches Ende ist es wohl noch zu früh.

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