Plagiatsvorwürfe gegen Schavan Umstrittene Quellen

BERLIN · Bundesbildungsministerin Annette Schavan muss sich seit Mittwoch mit der Kritik an ihrer 32 Jahre zurückliegenden Doktorarbeit.

 Muss sich mit Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen: Bundesbildungsministerin Annette Schavan.

Muss sich mit Plagiatsvorwürfen auseinandersetzen: Bundesbildungsministerin Annette Schavan.

Foto: ap

Nein, auf der Sitzung des Bundeskabinetts seien die Vorwürfe kein Thema gewesen, versicherte Regierungssprecher Steffen Seibert am Mittwoch vor der Bundespressekonferenz in Berlin. Offensichtlich ist Bundesbildungs- und Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) von Mitarbeitern erst vor einer am Mittwoch anstehenden Pressekonferenz auf das Risiko unangenehmer Fragen vorbereitet worden. Der CDU-Politikerin sieht sich mit dem Vorwurf konfrontiert, beim Verfassen ihrer Doktorarbeit plagiiert zu haben.

Die 56-jährige Bildungsexpertin hatte 1980 zum Thema "Person und Gewissen - Studien zu Voraussetzungen, Notwendigkeit und Erfordernissen heutiger Gewissensbildung" ihren Doktortitel an der Düsseldorfer Universität erworben. Note: "Magna cum laude", was in etwa der Schulnote "2+" entspricht. Schavan hatte zuvor unter anderem in Bonn Erziehungswissenschaften studiert. Ihr Problem: Wie kann man auf anonyme Vorwürfe angemessen reagieren? Denn der Verfasser einer knapp 50 Seiten umfassenden Beschuldigungsschrift hatte sich nicht zu erkennen gegeben. Schavan: "Mit anonymen Vorwürfen kann man schwerlich umgehen."

Von der stellvertretenden CDU-Vorsitzenden wurde die Bereitschaft signalisiert, mit den Autoren der Kritik "jederzeit darüber sprechen" zu wollen. Die Ministerin - die sich auf dem Höhepunkt der Affäre um den ebenfalls wegen einer Plagiatsversuchs zurückgetretenen früheren Bundesverteidigungsministers Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) mit dem Satz zitieren ließ, "ich schäme mich nicht nur heimlich" - beteuerte, sie gebe gern Auskunft über die von ihr verwandten Quellen.

Die über 300 Seiten starke Promotionsarbeit wird an insgesamt 56 Stellen kritisiert. Anders als im Fall Guttenberg wird der Bildungsministerin von den anonymen Autoren nur selten der Vorwurf gemacht, sie habe ganze Passagen abgeschrieben. Außerdem spricht der Anonymus selbst von "mutmaßlichen" Plagiaten.

Hauptvorwurf: Schavan habe durch "Verschleierung" Vorteile erzielt, indem sie beispielsweise Aussagen anderer Autoren als eigene Schlussfolgerung dargestellt. Die zugrundeliegenden Quellen nicht zu benennen, macht eine Hauptkritik aus. Außerdem enthalte die Arbeit Zitierfehler. Die Autorin fasse zwei Fremd-Gedanken zu einem Satz zusammen und bekunde damit ihre eigene Urheberschaft.

Seit Sonntag ist die Seite im Netz zu finden. Damit die Journalisten sie nicht übersehen, wurden sie am Sonntag in aller Herrgottsfrühe per Fax über deren Existenz informiert. Der Absender des Faxes: Ein Robert Schmidt. Die Faxkennung war unterdrückt, so dass der Absender nicht zurückverfolgt werden kann. Schavans Arbeit wird nun von ihrer Promotionsuniversität überprüft.

Mehr finanzielle Freiheit für die Wissenschaft

Staatlich finanzierte Forschungseinrichtungen sollen selbstständiger agieren und freier über ihre Mittel verfügen können. Entsprechende Regelungen sieht der Entwurf für ein "Wissenschaftsfreiheitsgesetz" vor, den das Bundeskabinett gestern in Berlin verabschiedete.

"Mit dem Gesetz stellen wir die entscheidenden Weichen, damit die Forschungseinrichtungen im globalen Wettbewerb erfolgreich bestehen können", sagte Forschungsministerin Annette Schavan (CDU) bei der Präsentation des Entwurfs. Das Gesetz soll nach Schavans Vorstellungen bis Ende 2012 in Kraft treten.

Forschungsinstitutionen - wie etwa die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) oder die Helmholtz-Zentren - sollen künftig sogenannte Globalhaushalte bekommen. Danach können sie ihre Mittel für Personal und Investitionen unabhängig vom Kalenderjahr einsetzen. Drittmittel aus nicht-öffentlichen Quellen dürfen sie laut Entwurf verstärkt dazu verwenden, um hoch qualifizierte Forscher zu gewinnen oder zu halten.

Auch bei Unternehmensbeteiligungen sollen Hürden abgebaut werden. Hier sieht der Entwurf vereinfachte Genehmigungsverfahren vor, die den Einstieg in unternehmerisches Handeln beschleunigen. Forschungsbauten sollen unkomplizierter entstehen können.

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