Neue Gremienstruktur "Umbruch" trägt die Handschrift Woelkis

BONN · "Das ist eine gute Sache", findet das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) im Blick auf den Plan von Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki, in der zweiten Jahreshälfte einen auch mit Laien besetzten 70-köpfigen Pastoralrat einzuberufen.

 Setzt einen neuen Pastoralrat ein: Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Setzt einen neuen Pastoralrat ein: Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki.

Foto: dpa

Nach dem Kirchenrecht muss ein neuer Bischof innerhalb eines Jahres nach Amtsantritt die bestehenden Ämter und Räte bestätigen oder neu berufen. Noch aber ist keine Entscheidung darüber gefallen, wer dem neuen Pastoralrat angehören wird.

Allerdings hat der Kardinal seine Reform, die er selbst als eine "grundlegende Weichenstellung" bezeichnet, im Vorfeld mit zahlreichen Gruppen beraten, selbstverständlich auch mit dem Diözesanrat. Das neue Gremium wird ein- bis zweimal im Jahr tagen. Dazwischen wird ein Ständiger Ausschuss des Pastoralrates öfter tagen. Das erinnert an die zwei Vollversammlungen der Deutschen Bischofskonferenz pro Jahr und dem öfter tagenden Ständigen Rat. Die Besetzung des Ständigen Ausschusses des Personalrates wird dem Verhältnis von Priestern und Laien im Pastoralrat entsprechen.

Erfreut ist das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, dass der Kölner Kardinal seinen eingeschlagenen Weg beibehält, den Laien eine größere Mitverantwortung einzuräumen. Selbstverständlich bedeute das nicht im Blick auf den neuen Pastoralrat in Köln, dass die Laien nun der Kirche in Fragen der Seelsorge hereinreden wollen. Die Seelsorge sei und bleibe die Domäne der Priester. Aber es sei wichtig, so heißt es im Kölner Generalvikariat, dass die Laien aufgrund ihrer großen Erfahrung im Alltag der Lebenswirklichkeiten gehört und ihre Vorschläge auch beachtet würden.

Im Generalvikariat wird gegenüber unserer Zeitung nicht bestritten, dass sich in der Erzdiözese ein "Umbruch" vollziehe, der die deutliche Handschrift des neuen Erzbischofs trage. Dies richte sich gegen Niemanden im größten deutschen Bistum. Aber der Kardinal lege großen Wert darauf, dass die Kirche die Zeichen der Zeit erkenne und entsprechende Antworten gebe. Schließlich sei die Kirche als Ganzes das Volk Gottes, wie es das 2. Vatikanische Konzil formuliert hat, also Priester und Laien.

So ist man nun gespannt, wie sich im konstituierenden Pastoralrat die einzelnen Gruppen - Priester, hauptamtlich in der Seelsorge tätige Theologinnen und Theologen, Ordensleute und eben die Laien aus den großen Verbänden - widerspiegeln. Allerdings geht es dabei nicht um einen repräsentativen, sondern um einen partizipativen Spiegel, heißt es im Generalvikariat. In einem Brief an alle Seelsorger in der Erzdiözese macht der Kardinal darauf aufmerksam, dass der Ständige Ausschuss die Konferenz der Stadt- und Kreisdechanten ersetzen wird.

Was diese wiederum als Arbeitserleichterung empfinden werden. Der vom Kirchenrecht vorgeschriebene Priesterrat wird dann künftig gegenüber dem Pastoralrat eine untergeordnete Rolle spielen und sich vor allem künftig mit dem "Selbstverständnis der priesterlichen Rolle in der Zukunft" befassen. Gibt es schon Widerstände gegen die Reformen des Erzbischofs - etwa von konservativer Seite? Im Generalvikariat fragt man zurück: "Was ist konservativ?" Und fügt sofort hinzu: "Die Reformen richten sich nicht, um einem Missverständnis vorzubeugen, gegen den früheren Erzbischof Joachim Kardinal Meisner." Es gehe einzig und allein darum, die Fragen der Zeit in das pastorale Handeln der Kirche aufzunehmen. Von Widerstand spürt man im Generalvikariat nichts, "wohl aber von einer hohen Aufmerksamkeit der Menschen."

Der Vorsitzende des Kölner Diözesanrats, Tim Kurzbach, sprach gegenüber dem Kölner Stadt-Anzeiger von einem "Signal für einen anderen Stil". Der Kardinal mache deutlich, "dass er sich nicht nur auf den Priesterrat verlassen, sondern die Laien konsultieren will", so deren oberster Vertreter im Erzbistum. Kurzbach gab aber zu bedenken, dass Beratung nicht gleichbedeutend mit Befugnis ist. Für echte Formen der Mitbestimmung komme es deshalb darauf an, dass Woelki den Pastoralrat nicht nur anhöre, sondern dessen Voten auch berücksichtige. Als eine der wichtigsten Aufgaben nannte Kurzbach die Reform der Pfarrgemeinden.

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