Vizepremier Bülent Arinc Türkische Frauen sollen nicht öffentlich lachen
ISTANBUL · Das herzhafte Lachen einer Frau in der Öffentlichkeit ist in der Türkei ab sofort eine politische Aktion. Mehrere hundert Fotos lachender Türkinnen tauchten am Dienstag in den sozialen Medien des Landes auf - Reaktionen auf eine Äußerung von Vizepremier Bülent Arinc, eines führenden Vertreters der Regierungspartei AKP.
Arinc hatte einen Sittenverfall in der Türkei beklagt. Bei Frauen gehört laut Arinc zur Sittsamkeit, sich zurückhaltend zu kleiden und "nicht vor allen Leuten laut loszulachen".
In den vergangenen Jahren hatte Arincs Chef Recep Tayyip Erdogan mit Vorstößen für Alkoholverbote, eine Bestrafung des Ehebruchs und für ein Verbot gemischt-geschlechtlicher Wohngemeinschaften die Angst vor einer Islamisierung der Türkei angefacht. Jetzt wird das weibliche Lachen zum Ausdruck des Widerstands gegen eine Regierung, die nach Meinung ihrer Kritiker immer mehr in das Privatleben der Bürger eingreift und die Gesellschaft nach ihren eigenen islamisch-konservativen Vorstellungen formen will.
In seiner Heimatstadt Bursa kam Arinc auf den moralischen Zustand des Landes zu sprechen. "Wo sind die Mädchen, die leicht errötend die Augen niederschlagen, wenn sie uns anschauen, und so zu Symbolen der Sittsamkeit werden?", fragte er. Arinc geißelte den Drogenkonsum junger Menschen, Gewalt gegen Frauen und die Freizügigkeit von Fernsehshows, die zu einer "Sex-Abhängigkeit" führe. Das richtige Mittel, den Verfall aufzuhalten? Laut Arinc die Lektüre des Korans und das daraus folgende tugendhafte Verhalten.