Gipfel Trump sagt Treffen mit Kim Jong Un ab

Peking · Nachdem Nordkorea sein umstrittenes Atomtestgelände sprengen ließ, lässt US-Präsident Donald Trump die „Bombe“ platzen und sagt das mit Hochspannung erwartete Treffen mit Machthaber Kim Jong Un ab.

 Am Bahnhof von Seoul verfolgen Südkoreaner eine Nachrichtensendung, die Satellitenbilder von dem Atomtestgelände Punggye-ri in Nordkorea zeigt.

Am Bahnhof von Seoul verfolgen Südkoreaner eine Nachrichtensendung, die Satellitenbilder von dem Atomtestgelände Punggye-ri in Nordkorea zeigt.

Foto: dpa

Die Meldung schlägt ein, als hätte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un erneut eine Bombe gezündet. Das hat er aber nicht. Im Gegenteil: Er hat wie angekündigt am Donnerstag sein umstrittenes Atomtestgelände Punggye-ri im Nordosten seines Landes sprengen lassen. Journalisten aus den USA, Südkorea, Russland und China, die vor Ort waren, konnten das bezeugen. Die „Bombe“ ließ Donald Trump platzen.

Der US-Präsident hat den für den 12. Juni geplanten Gipfel mit Nordkoreas Staatschef Kim Jong Un abgesagt. Trump schrieb in einem Brief an Kim, Nordkorea habe zuletzt „ungeheuren Groll und offene Feindseligkeit“ gezeigt. Daher sei ein Gipfeltreffen zurzeit nicht angemessen.

Weiter schrieb er, er bedauere die Absage. Die Welt verliere damit eine „großartige Gelegenheit für dauerhaften Frieden“. Trump betonte in dem Brief, Kim solle nicht zögern, sich zu melden, falls er seine Haltung ändere. Der US-Präsident freue sich darauf, Kim eines Tages zu treffen. Es gebe immer noch Hoffnung auf Frieden. Zugleich drohte er dem nordkoreanischen Machthaber. Nordkorea habe oft über seine nuklearen Bewaffnungen gesprochen, erklärte Trump. „Aber unsere sind so gewaltig und schlagkräftig, dass ich zu Gott bete, dass sie nie eingesetzt werden müssen“.

Aus Nordkorea waren bis Redaktionsschluss keine Reaktionen einzuholen. Als Trump in Washington den Brief an Kim veröffentlichte, war in Fernost bereits später Abend. In Peking hielt sich am Donnerstag Deutschlands Bundeskanzlerin Angela Merkel zu einem Staatsbesuch in China auf. Sie hatte noch am frühen Abend mit dem chinesischen Staats- und Parteichef Xi Jinping gespeist und über den Nordkorea-Konflikt gesprochen. Deutschland und China begrüßten beide ausdrücklich das Treffen in Singapur. Ziel sei „eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel“, hatte zuvor auch der chinesische Premierminister Li Keqiang betont. Merkel stimmte ihm uneingeschränkt zu. Nachdem die Meldung aus Washington am Donnerstagabend dann raus war, wollte sich Merkel nicht dazu äußern. Ihr ebenfalls in Peking anwesender Regierungssprecher Steffen Seibert hielt sich mit einer Einschätzung ebenfalls zurück.

Trumps Absage ging ein wochenlanger Hickhack voraus. Südkoreas Präsident Moon Jae In hatte das Treffen vorgeschlagen, dem sowohl Kim als auch Trump zugestimmt hatten. Beide Seiten bekannten sich zu dem Ziel einer möglichst raschen Denuklearisierung der Koreanischen Halbinsel. Was genau sie jeweils darunter verstanden, formulierten sie aber nicht. Sie nannten auch keine konkreten Zeiträume.

Vor allem Trump hatte suggeriert, ein Durchbruch in dem Atomkonflikt zwischen Nordkorea und der Weltgemeinschaft sei bereits erzielt. Mit seiner harten Haltung habe er dem nordkoreanischen Machthaber Zugeständnisse abgetrotzt. Dieser Behauptung widersprach die nordkoreanische Führung vehement. Als Zeichen des ernst gemeinten Willens habe sie lediglich angekündigt, ihr Atomtestgelände zu schließen.

Der südkoreanischen Nachrichtenagentur Yonhap zufolge sprengte Nordkorea am Donnerstagvormittag auf dem Testgelände zunächst einen Tunnel, der Augenzeugen zufolge aber ohnehin schon schwer beschädigt war. Die Sprengung zweier weiterer Tunnel sowie von Unterkünften und Einrichtungen folgten am Nachmittag.

Vor knapp zwei Wochen hatte Nordkorea mit einer Absage des Treffens gedroht. Offizieller Grund war, dass die USA nicht bereit waren, ihr gemeinsames jährliches Manöver mit Südkorea abzusagen. Sehr viel mehr ärgerte sich die nordkoreanische Führung jedoch über Äußerungen des US-Sondergesandten John Bolton, der vorgeschlagen hatte, Nordkorea solle doch dem Weg Libyens folgen. Libyen hatte vor 15 Jahren erklärt, seine Massenvernichtungswaffen im Gegenzug für die Aufhebung von Sanktionen zerstören zu wollen. Machthaber Muammar al Gaddafi wurde später im Zuge von landesweiten Aufständen brutal getötet. US-Vizepräsident Mike Pence wiederholte den Vergleich am Dienstag. Daraufhin bezeichnete Nordkorea ihn als „politischen Dummkopf“ und drohte ein zweites Mal mit einer Absage. Dem ist Trump nun zuvorgekommen.

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